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Die andere Seite westlicher Sanktionen: Russische Unternehmen kommen nach Serbien

Serbien ist das einzige Land in diesem Teil Europas, das dem Druck nicht nachgegeben hat, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. Dies hat zu einem enormen wirtschaftlichen Interesse russischer Unternehmen und Einzelpersonen geführt. Anscheinend handelt es sich dabei nicht um einen kurzzeitigen Trend.
Die andere Seite westlicher Sanktionen: Russische Unternehmen kommen nach SerbienQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

Eine Analyse von Marinko Učur

Nach Informationen spezialisierter Wirtschaftsagenturen und Portale wurden seit Beginn der russischen Sonderoperation in der Ukraine mehr als 1.000 Unternehmen in russischem Besitz in Serbien eröffnet – die meisten davon in Belgrad, aber einige auch in anderen serbischen Städten. Mehr als 30.000 Russen leben vorübergehend oder dauerhaft in Serbien.

Doch warum sehen russische Unternehmen Serbien als bevorzugten Standort für die Fortsetzung ihrer Geschäftstätigkeit? Vor allem, weil Serbien das einzige Land ist, das sich den westlichen Sanktionen gegen Russland nicht angeschlossen hat, konnten russische Unternehmen, hauptsächlich aus der IT-Branche, ihre Geschäfte mit Kunden weltweit von einem sicheren und stabilen Umfeld aus fortsetzen.

Gleichzeitig können russische Investoren unter den gleichen Bedingungen wie serbische Geschäftsläute ihr Unternehmen im Handelsregister Serbiens registrieren lassen, was bedeutet, dass sie dafür also keinerlei zusätzlichen Bedingungen erfüllen müssen. Serbien und Russland haben zahlreiche bilaterale Abkommen, die es russischen Investoren ermöglichen, Produkte zollfrei auf dem EU-Markt zu platzieren. Außerdem haben beide Länder das Doppelbesteuerungsabkommen unterzeichnet, was Serbien zusätzlich zu einem interessanten Wirtschaftsstandort macht.

Bis zu 50 neu gegründete russische Unternehmen an nur einem Tag haben die Handelsregisterbehörden registriert. Zum Vergleich: es waren in den vergangenen drei Jahren, vor Ausbruch des Ukraine-Konflikts, "nur" 435 russische Unternehmen in Serbien registriert. Die meisten Unternehmen kommen aus den Bereichen Programmierung, Beratung, Großhandel innerhalb der IT-Branche.

Nach den Erfahrungen serbischer Anwaltskanzleien, die bei der Unternehmenseröffnung vermitteln, handelt es sich meist um kleine oder mittlere Unternehmen mit 10 bis 70 Mitarbeitern. Allein vom Beginn des ukrainischen Konflikts am 24. Februar bis zum 31. Mai haben die Russen nach Angaben der serbischen Agentur für Unternehmensregister insgesamt 1.017 Unternehmen in Serbien eröffnet.

Die Ankunft einer großen Zahl russischer Bürger und Unternehmen verursachte einen plötzlichen Preisanstieg auf dem Immobilienmarkt, insbesondere in der Hauptstadt Belgrad. Russen, die ihr Business starten, wandern mit ihrer ganzen Familie ein. Die Immobilienpreise sind in einigen Teilen Belgrads um das Doppelte gestiegen, was offenbar in direktem Zusammenhang mit dieser "Invasion" russischer Bürger und der Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit steht.

Das kürzlich von der Juristischen Allianz von Südosteuropa (SELA) organisierte Online-Treffen unter dem Motto "Russische Sanktionen: Auswirkung auf Unternehmen in Südosteuropa" gab keine Antwort auf die Frage, wie lange russische Unternehmen in Serbien bleiben werden und wie ihre langfristigen Pläne aussehen, doch Serbien solle versuchen, sie mit geplanten Maßnahmen so lange wie möglich im Land zu halten, unabhängig vom Ausgang des Krieges in der Ukraine. Die Tatsache, dass neu angekommene Russen Immobilienmietverträge für ein, zwei oder drei Jahre abschließen, ist ein Indikator für ihre "mittelfristigen" Absichten. Verbunden mit dem Hinweis, dass man in Serbien nach Büro- und Geschäftsräumen suche, hieß es auf dem Treffen:

"Wir erwarten, dass weitere große russische Unternehmen hier ihre Geschäfte aufnehmen werden, wie Yandex, das beabsichtigt, 300 Mitarbeiter nach Serbien zu versetzen, aber auch Luxoft mit der gleichen Anzahl von Mitarbeitern."

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