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Top-Virologe Stöhr über das Ende der Pandemie und "das Irrlichtern des Karl Lauterbach"

Er gilt als ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Virologie und Epidemiologie: Prof. Dr. Klaus Stöhr. Laut dem ehemaligen WHO-Experten sei der "epidemiologische Teil" der COVID-19-Pandemie wohl spätestens im Sommer überstanden. Von den jüngsten Einlassungen von Gesundheitsminister Karl Lauterbach hält er wenig.
Top-Virologe Stöhr über das Ende der Pandemie und "das Irrlichtern des Karl Lauterbach"Quelle: www.globallookpress.com © Kay Nietfeld/dpa

In den vergangenen zwei Jahren war während der Corona-Krise gern von Teams die Rede. Da gab es etwa ein #TeamLauterbach, hinter dem sich die Anhänger der Einschätzungen des heutigen Gesundheitsministers Karl Lauterbach scharten. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder sah sich als Teil des "Teams Vorsicht" und begründete damit eine rigide bayerische Maßnahmenpolitik und Forderungen nach strengsten Corona-Regeln. Nun teilte Söder mit, in letzter Zeit "viel nachgedacht" zu haben. In Folge streift er sich nun auch das Corona-Trikot des "Teams Augenmaß" über.

Zu denjenigen, für die das Nachdenken laut Beobachtern zur Grundvoraussetzung ihrer Einschätzungen, Forderungen und Aussagen gehört, zählt seit Beginn der Corona-Krise unter anderem der Virologe und Epidemiologe Prof. Dr. Klaus Stöhr. Vielleicht am ehesten noch Teil eines imaginären "Teams Besonnenheit" verweist er seit etlichen Monaten darauf, dass der Anfang von SARS-CoV-2 gleichzeitig auch dessen natürliches Ende bedeute. So etwa im vergangenen Juli:

"Jeder, der sich ein bisschen mit Atemwegserkrankungen beschäftigt oder noch an sein Medizinstudium erinnert, weiß doch, dass das Ende der Pandemie am Anfang bereits feststeht: die dauerhafte Zirkulation des Erregers."

Wie Stöhr stets betonte, werde das Virus in Zukunft saisonal weiter zirkulieren, aber endemisch werden. Negativ-Prophezeiungen und Alarmismus waren und sind seine Sache nicht. Und gerade die massive Ausbreitung der Omikron-Variante – festgehalten anhand der Anzahl der täglich vermeldeten Positiv-Testungen, der Infektionszahlen – bestärkt Stöhr in seiner grundlegenden Einschätzung und Prognose.

Im ntv-Interview teilte Stöhr nun mit, dass die "fünfte Welle" "im Zusammenhang mit dem stabilen oder abnehmenden Hospitaliserungsindex" nur eines bedeuten könne:

"Das Ende der Pandemie naht."

Die sogenannte "Meldeinzidenz" habe sich "doch vollständig abgekoppelt von der eigentlichen Krankheitslast". Vielmehr sei es sogar so, dass "die Zahl der Patienten" in den Krankenhäusern zurückgegangen sei. Da sich eher früher als später ohnehin alle Menschen mit COVID-19 "infizieren" würden, rät der ehemalige Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator der WHO vor allem dem vulnerablen Teil der Bevölkerung, "sich erst impfen zu lassen und bei der unvermeidbaren Infektion danach besser geschützt zu sein".

"Im Paket, Impfung und dann noch Infektion draufsatteln, so wird man einen lang anhaltenden Immunschutz gegen Corona haben."

Boostern werde anschließend nur noch mit Beginn der dunklen Jahreszeit im Herbst für vulnerablere Gruppen notwendig sein. "Die Frage nach dem Ende der Pandemie ist nicht nur eine wissenschaftliche, sondern auch eine mentale. Die Pandemie wird zur Endemie im Kopf. Wenn die Menschen, auch die Politik in ihrer Kommunikation, bereit sind, diesen Schritt auch in ihrem Blickwinkel zu gehen."

Anders als Stöhr warnte Gesundheitsminister Lauterbach zuletzt in der Bild am Sonntag vor dem Auftreten neuer, in ihrer Gefährlichkeit unberechenbarer Corona-Varianten. "Das Varianten-Alphabet wird nicht mit Omikron enden", lautete in diesem Zusammenhang die düstere Prognose des SPD-Politikers. Omikron sei "nicht das Ende von Corona".

Und was die demzufolge unabdingbare Impfpflicht anbelangt, müsse diese in Zukunft und für den Fall der Fälle dann "aus drei Dosen" bestehen. Über folgenden Umstand seien sich "die Wissenschaftler weltweit (...) sehr einig": "Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass eine Variante entsteht, gegen die man als dreifach Geimpfter keinen Schutz hat."

Insbesondere folgende Aussage sorgte im Anschluss für Kontroversen.

"Es ist gut möglich, dass wir es im Herbst mit einem mutierten Delta-Typ zu tun bekommen. Wer jetzt als Ungeimpfter an Omikron erkrankt, hätte im Herbst gegen eine neue Delta-Variante wahrscheinlich einen Infektionsschutz von deutlich unter 50 Prozent. Ohne zusätzliche Impfung wären diese Menschen dann stark gefährdet. Es führt daher kein Weg an der Impfung vorbei."

Die Aussage des Gesundheitsministers warf unter anderem für den sich nun insbesondere mit COVID-Themen befassenden Welt-Journalisten Tim Röhn Fragen auf. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter hakte er in Frageform irritiert nach: "Ich bin natürlich kein Immunologe oder Epidemiologe, von daher will ich vorsichtig mit Schlussfolgerungen sein. Aber das, was Gesundheitsminister @Karl_Lauterbach hier im großen BILD-Interview sagt, hat doch absolut keine wissenschaftliche Grundlage mehr, oder?"

Es war unter anderem Klaus Stöhr, der sich angesichts der in den digitalen Orbit hinein gestellten Frage am Sonntag mit einer klaren und für Lauterbach wenig schmeichelhaften Einschätzung auf Twitter zu Wort meldete. "Das Irrlichtern des @Karl_Lauterbach fällt jetzt sogar schon Fachfremden auf. Wie weit von der wissenschaftlichen Grundlage muss man sich in öffentlichen Ämtern entfernen, bevor die medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland sich zu Wort melden?"

Auch im Talk mit Bild-TV machte Stöhr den Menschen nun erneut Hoffnung, was den "Übergang in die Endemie" anbelangt. "Im Frühjahr und Sommer wird es sehr entspannt." An dieser Stelle konnte sich Stöhr einen "Seitenhieb" an die Adresse Lauterbachs nicht verkneifen.

"Man muss jetzt endlich mal die Rationalität wahren und aus dem Paralleluniversum heraustreten, in dem Deutschland sich befindet, was die Maßnahmen angeht."

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