Deutschland

Branchenverband: Menge der PCR-Tests für Labore kaum noch zu bewältigen

Der Vorsitzende des Branchenverbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) sieht die deutschen Labore an den Grenzen ihrer diagnostischen Möglichkeiten. Aufgrund der jüngsten Regelungen steige der Mehraufwand und erreiche kaum zu bewältigende Ausmaße.
Branchenverband: Menge der PCR-Tests für Labore kaum noch zu bewältigenQuelle: Gettyimages.ru © Sebastian Condrea

Die Medizinlabore in Deutschland erleben seit Jahresbeginn 2022 und neu definierten Vorgaben seitens der Politik eine Situation, in der sie sich nach Angaben des zuständigen Branchenverbands Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM) zunehmend den Grenzen ihrer Auslastung nähern.

Hauptsächlicher Grund sei die fehlende Priorisierung der Masse an täglichen PCR-Testungen, die zur entsprechenden Diagnostik eingesandt werden. Michael Müller, der Vorsitzende des ALM, wird mit den Worten zitiert: "Die hohen Infektionszahlen gehen mit vielen Tests einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei PCR-Tests, stoßen die Labore in Deutschland zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen."

"Die Frage, die sich hinsichtlich dieser Problematik nun stellt, findet sich dahingehend, ob die bekannt gewordenen Überlastungen der Labore, der eingeforderten Masse an politischen Vorgabe-Testungen oder der momentan vorherrschenden Omikron-Variante zugrunde liegen."

Laut Darlegung Müllers ist es daher von zwingender Notwendigkeit, dass "insbesondere die Arzt­praxen und Test­zentren dazu angehalten werden, sich an der Nationalen Test­strategie auszurichten". Bei knappen Kapazitäten müssten seiner Meinung nach PCR-Tests entsprechend den dortigen Empfehlungen erfolgen. Seine Einschätzung laut Business Insider:

"Dass man sich bald aus der Quarantäne freitesten lassen kann, wird unweigerlich zu einem Mehr­aufwand der Labore führen." Von Bundes­regierung und Ländern habe es keine Prognosen gegeben, "auf wie viel mehr Tests wir uns einstellen müssen. Die Labore werden dem Ansturm nun weit­gehend unvorbereitet begegnen müssen."

Die Definition der "Nationalen Teststrategie" ist auf der Seite des RKI (Nationale Teststrategie auf der Webseite des RKI) nachzulesen.

  • Erste Priorität für einen PCR-Test haben Menschen mit Symptomen.
  • An zweiter Stelle kommen Personen, die zwar keine Symptome aufweisen, aber Kontakt zu bestätigt Infizierten hatten.
  • Dritte Priorität haben unter anderem Menschen in Gemeinschaftseinrichtungen oder -unterkünften, in denen ein COVID-19-Fall bestätigt wurde. Dazu gehören zum Beispiel auch Kitas und Schulen.

Die Seite des ALM informiert zum Thema ALM-Datenerhebung: "Seit Anfang März 2020 führen wir in Abstimmung mit den Behörden auf Bundesebene eine strukturierte und standardisierte Datenerhebung zur SARS-CoV-2-Diagnostik durch. An der ALM-Datenerhebung beteiligen sich über 180 Labore aus dem gesamten Bundesgebiet, die ca. 90 Prozent des aktuellen Corona-Testgeschehens repräsentieren.

Die Daten dienen Politik, Krisenstäben und dem Robert-Koch-Institut (RKI) als eine wesentliche Grundlage zur Beurteilung des Testgeschehens. Die Ergebnisse werden an das RKI übermittelt und dort mit zusätzlich vorhandenen Daten zusammengeführt. Die Gesamtübersicht wird im RKI-Lagebericht veröffentlicht."

Müller sieht laut dem RedaktionsNetzwerk Deutschland "keinen Grund für zu große Sorgen". Vielmehr komme es bei zunehmendem Test­geschehen und begrenzten Testkapazitäten jetzt darauf an, die vorgegebene Test­strategie tatsächlich auch umzusetzen. Die dpa zitiert die Einschätzung der Berliner Grünen-Politikerin und Gesundheitssenatorin Ulrike Gote. Die Nachfrage nach PCR-Tests, die etwa zum Überprüfen eines positiven Schnelltestergebnisses nötig sind, bleibt ihrer Meinung nach größer als das Angebot: "Wir haben hohe Testkapazitäten und Labore und bauen ihre Kapazitäten weiter aus. Das hätte für Delta gereicht, für Omikron reicht das nicht", so die Senatorin am Donnerstag.

Der Leiter des Corona-Krisenstabes der Bundesregierung, Generalmajor Carsten Breuer, äußerte sich in der Süddeutschen Zeitung: "Wir werden mit Sicherheit wie bei allen knappen Ressourcen Kapazitäten bündeln müssen, wo es erforderlich ist. Das gilt auch für Tests. (...) Da haben Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur Vorrang." Entscheidend sei daher, dass möglichst genaue Daten vorhanden seien, die belegen, "wie sich die (Omikron-)Welle bei uns auswirkt". Breuer sieht daher den Grund für die drohende Knappheit von Testkapazitäten in den steigenden Infektions­zahlen. In dem Interview mit der Süddeutschen Zeitung äußerte der Generalmajor die Gewissheit: "Die Omikron-Welle kommt auf uns zu", um gleichzeitig zuzugeben: "Nach den ersten Berechnungen hätte sie noch früher kommen sollen." Trotzdem gelte:

"Wir müssen so viel impfen, wie es geht. Wir brauchen ein Bollwerk gegen Omikron."

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sprach sich laut Business Insider für eine Priorisierung von PCR-Tests aus. Eine Priorisierung, der Fokus der Bearbeitung, müsse "einerseits für wichtige medizinische Diagnostik von Schwersterkrankten und andererseits für das Personal der kritischen Infrastruktur priorisiert bereitgehalten werden", so Dahmen am Donnerstag. Dies könnte jedoch bedeuten, dass es zeitnah, beispielsweise beim Freitesten, zu Verzögerungen kommen könnte. "Das bedeutet nicht nur lange Schlangen vor den Test-Zentren, sondern auch, dass es dauert, bis das Test-Ergebnis vorliegt". 

Die Seite des ALM gibt auch Einblick in die Gesamtzahlen durchgeführter PCR-Testungen in Deutschland.

"Seit März 2020 wurden demnach 83.680.139 PCR-Tests in eines der 182 gelisteten Labore eingereicht. Davon wurden 7.610.189 als positiv gemeldet, dies entspricht einer Positivrate von 9,09%."

In der Woche vom 3. bis zum 9. Januar 2022 wurden 1.400.039 PCR-Tests zur Diagnostik eingereicht, von denen 327.911 als positiv gemeldet wurden (23,42 Prozent). Auf der Seite des ALM wird zusammengefasst: "In der ersten Woche des neuen Jahres wurden bei den fachärztlichen Laboren in Deutschland rund 56 Prozent mehr SARS-CoV-2-PCR-Tests angefordert als noch in der Silvesterwoche."

Mehr zum Thema - Hannover verschärft Maßnahmen: FFP2-Maskenpflicht im Auto und in Mehrfamilienhäusern

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.