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Causa Đoković geht weiter: Widersprüchliche Angaben könnten ihm zum Verhängnis werden

Immer noch ist unklar, ob der Weltranglistenerste im Herren-Tennis, Novak Đoković, weiterhin in Australien bleiben darf. Während der australische Premier mit seiner serbischen Amtskollegin zu der Angelegenheit telefonierte, tauchten neue Ungereimtheiten auf.
Causa Đoković geht weiter: Widersprüchliche Angaben könnten ihm zum Verhängnis werden© legion-media

Medienberichten zufolge untersucht die australische Grenzschutzbehörde nun, ob Novak Đoković vor seinem Flug nach Australien fälschlicherweise erklärt hat, er sei nicht gereist und werde dies auch zwei Wochen lang nicht tun. Dies ist die jüngste Wendung in der scheinbar endlosen Geschichte um die Einreise des Weltranglistenersten im Herren-Tennis nach Australien.

Offenbar geht es bei der Untersuchung unter anderem auch um Posts in den sozialen Medien, die zeigen sollen, dass Đoković am Weihnachtstag in Belgrad war, bevor er am 4. Januar von Spanien nach Australien flog. Sollte dies stimmen, würde dies den Angaben des Agenten des serbischen Tennisstars widersprechen.

Während die Untersuchungen laufen, telefonierte am Dienstag der australische Premierminister Scott Morrison mit seiner serbischen Amtskollegin Ana Brnabić. In dem Gespräch soll Morrison betont haben, dass Australiens Grenzpolitik nicht diskriminierend sei. Unter Berufung auf den staatlichen serbischen Sender RTS hieß es, Brnabić habe von der australischen Seite gefordert, Đoković mit Würde zu behandeln. Die Premierministerin habe insbesondere die Bedeutung der Trainingsbedingungen für den serbischen Tennisspieler hervorgehoben, der sich in den vergangenen Tagen nicht auf das bevorstehende Turnier habe vorbereiten können.

Hat Đoković bei seine Angaben getrickst?

Trotz des gerichtlichen Sieges bei der Wiederherstellung seines Visums am Montag wird Đoković Schicksal nun vom australischen Einwanderungsminister Alex Hawke bestimmt. Der Minister ist persönlich befugt, das Visum erneut zu annullieren und Đoković auszuweisen. Bei einer erneuten Annullierung des Visums würde Đoković wahrscheinlich erneut vor Gericht ziehen und eine einstweilige Verfügung beantragen, um nicht in Abschiebehaft genommen zu werden.

Hawke müsste allerdings einen Annullierungsgrund, wie etwa eine Bedrohung der öffentlichen Sicherheit, nachweisen, und die Annullierung müsste im öffentlichen Interesse liegen.

Dies könnte dazu führen, dass Đokovićs Erklärung vor der Reise und seine öffentlichen Auftritte in den Tagen nach seinem positiven COVID-19-Testergebnis vom 16. Dezember erneut unter die Lupe genommen werden. In seiner am 1. Januar eingereichten Reiseerklärung für Australien antwortete Đoković auf die Frage "Sind Sie in den 14 Tagen vor Ihrem Flug nach Australien gereist oder werden Sie reisen?" mit "Nein". Falsche oder irreführende Angaben zu dieser Frage stellen in Australien eine "schwere Straftat" dar, die auch mit zivilrechtlichen Strafen geahndet werden kann.

In den Unterlagen, die beim Bundesgerichtshof eingereicht wurden, erklärte Đoković, dass er seinen Agenten am 1. Januar ermächtigt habe, diese Erklärung abzugeben, bevor er am 4. Januar von Spanien über Dubai nach Melbourne reiste. In seinem Gespräch mit den Grenzbeamten am 6. Januar bestätigte Đoković, dass die Erklärung von seinem Agenten "auf der Grundlage" seiner von Tennis Australia genehmigten medizinischen Ausnahmegenehmigung ausgefüllt wurde. Allerdings wurde er in dem Gespräch nicht nach Reisen in den zwei Wochen vor der Ankunft befragt.

Wo war Đoković zu Weihnachten?

Ein Twitter-Post des portugiesischen Tennisreporters Jose Morgado scheint jedoch zu zeigen, dass Đoković zu Weihnachten in Belgrad war und mit dem Handballstar Petar Đorđić posierte. In einem Instagram-Video vom 26. Dezember, das aber inzwischen offenbar wieder entfernt wurde, war Đoković auch beim Tennisspielen in den Straßen Belgrads zu sehen. Đoković flog von Spanien nach Melbourne, wo er am 5. Januar um 23.30 Uhr eintraf.

Auf die Frage, ob die Reiseerklärung ein neuer Grund für die Annullierung von Đokovićs Visum sein könnte, hielt sich ein Sprecher des Einwanderungsministers Hawke bedeckt. Der Minister prüfe noch, ob er von seiner Befugnis Gebrauch machen solle. Und weiter:

"Im Einklang mit einem ordnungsgemäßen Verfahren wird Minister Hawke die Angelegenheit gründlich prüfen. Da die Angelegenheit noch nicht abgeschlossen ist, ist es aus rechtlichen Gründen unangebracht, weitere Kommentare abzugeben."

Die Reiseerklärung ist nur eine von weiteren Ungereimtheiten in der "Causa Đoković". Als Grundlage für seine Ausnahmegenehmigung hatte Đoković einen positiven COVID-19-Test angeführt. Doch wie der Spiegel berichtete, soll der QR-Code zu Đokovićs COVID-19-Test vom 16. Dezember, der am Montag in Gerichtsdokumenten veröffentlicht wurde, zunächst ein negatives Ergebnis gezeigt haben. Nach Angaben des Spiegels zeigte der Zugriff auf Đokovićs Testergebnis über einen QR-Code am Montagabend australischer Zeit ein negatives Testergebnis, bevor ein weiterer Versuch ein positives Ergebnis ergab.

Als die britische Zeitung Guardian am Dienstag auf die Webseite zugriff, lieferte sie nur positive Ergebnisse. Ein Reporter der New York Times, Ben Rothenberg, berichtete ebenfalls, dass er über denselben QR-Code widersprüchliche Ergebnisse erhalten haben will. Đoković hat mittlerweile wieder das Training aufgenommen. Zusammen mit seinem Trainer Goran Ivanišević trainierte der 34 Jahre alte Tennis-Topstar in der Rod Laver Arena, nur rund sieben Stunden, nachdem ein Gericht in Melbourne dem Einspruch des Serben gegen die Verweigerung der Einreise nach Australien stattgegeben hatte.

"Ich bin zufrieden und dankbar, dass der Richter die Annullierung meines Visums zurückgenommen hat. Ungeachtet allem, was passiert ist, will ich bleiben und versuchen zu spielen", schrieb Đoković zu einem Foto, das er kurz nach Mitternacht in den sozialen Medien verbreitete. In einer Erklärung vom Dienstag erklärte die Spielervereinigung ATP-Tour, sie respektiere zwar Australiens "strenge Einwanderungsrichtlinien", aber es sei "klar, dass Novak Đoković geglaubt hat, ihm sei eine notwendige medizinische Ausnahmegenehmigung erteilt worden, um die Einreisebestimmungen zu erfüllen".

Die Serie von Ereignissen, die zu der Gerichtsanhörung am Montag geführt hatte, sei in jeder Hinsicht schädlich gewesen, "auch für Novaks Wohlbefinden und seine Vorbereitung auf die Australian Open".

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