Meinung

"Asiatische Moskwiny" – Ukrainischer Gebietsrat will Russen mit rassistischer Begründung umbenennen

Nun ist die Forderung "amtlich": Russland soll in Moskowia umbenannt werden. Das geht aus Beschlüssen zweier ukrainischer Gebietsräte hervor, die in Form eines Appells an den Präsidenten verfasst wurden. Russische Bürger sollen demnach "Moskwiny" genannt werden.
"Asiatische Moskwiny" – Ukrainischer Gebietsrat will Russen mit rassistischer Begründung umbenennenQuelle: Sputnik

von Wladislaw Sankin 

Mit dem Videogipfel zwischen Putin und Biden am 8. Dezember und Forderungen Russlands an die NATO und die USA nach Sicherheitsgarantien, die eine Woche danach verschickt wurden, war der letzte Monat des ausgehenden Jahres durchaus ereignisreich. Was die voraussichtliche historische Tragweite der Ereignisse betrifft, ist er womöglich sogar bedeutend.

Zu solchen Ereignissen könnten auch zwei in der letzten Woche gefasste Beschlüsse ukrainischer Gebietsräte zählen. Denn sie zielen auf nicht weniger als eine grundsätzliche Änderung in der politischen Topographie ab, die das flächenmäßig größte Land der Erde und deren Einwohner unmittelbar betrifft.

Aber Ironie aus. In den beiden Dokumenten fordern die Abgeordneten die Umbenennung Russlands auf seinen vermeintlich historischen Namen zurück. Als erster stimmte am 21. Dezember der Stadtrat Lwow im Westen des Landes für einen  Appell an den Präsidenten Wladimir Selenskij ab, der fordert, "den Namen Moskowia anstelle von Russland und der Russischen Föderation auf staatlicher, offizieller, öffentlicher Ebene sowie in den Medien in der Ukraine zu verwenden".

"In den letzten paar hundert Jahren hat unser Nordostnachbar, der ständig in unser Territorium eindringt, den gestohlenen staatlichen und geografischen Namen 'Russland' unrechtmäßig benutzt", beschweren sich die Abgeordneten. 

Der Lwower Gebietsrat weist daraufhin, dass – bevor Zar Peter der Große vor genau 300 Jahren sich zum russischen Kaiser küren ließ – "Moskowia" die gängigste Bezeichnung Russlands war, was in der damaligen Kartografie seinen Ausdruck fand. Die Namensänderung des Moskauer Zarentums habe die Identität des ukrainischen Volkes ernsthaft in Frage gestellt und sei eine Rechtfertigung für die Besetzung eines Teils des Territoriums der modernen Ukraine. 

Die Forderung gilt auch für Russlands Einwohner. Fortan sollen sie "Moskowiten" und nicht mehr "Russen" (ukrainisch "Rossijane") heißen. 

Am nächsten Tag stimmten mit deutlicher Mehrheit die Abgeordneten des Gebietsrates Rowno im Nordwesten für einen ähnlichen Appell ab. Auch sie fordern die Umbenennung Russlands, weisen allerdings sowohl in der Argumentation als auch bei den Vorschlägen selbst einige Unterschiede zum Lwower Beschluss auf. So müssten die Russen nicht "Moskowity", sondern "Moskwiny" genannt werden:

"Die Abgeordneten des Regionalrats von Rowno wenden sich an den Präsidenten der Ukraine und die Werchowna Rada der Ukraine, um historische Gerechtigkeit auf allen Ebenen (staatlich, diplomatisch, offiziell und geschäftlich usw.) wiederherzustellen, um statt des Namens "Russische Föderation" oder "Russland",  den historischen Namen Moskowia zu verwenden und die Bürger dieses Staates als Moskwiny zu bezeichnen". 

Dieser kleine Unterschied weist auf den Urheber der Argumentation hin. Die Bezeichnung "Moskwiny" hat einer der Ideologen des ukrainischen rassistisch verfassten Nationalismus Pawel Schtepa in seinen Schriften verwendet. Der russisch-ukrainische Publizist und Historiker Wladimir Kornilow wies in einem Kommentar auf dem Youtube-Kanal Soloviev-Live darauf hin, dass der Appell eine "Kopie" aus dessen Buch "Moskowstwo" (Moskowentum) sei. 

So unterstellen die Verfasser des Appells "Moskwinen" den "ewigen Hass" auf die Ukraine. Dessen Gründe seien vielfältig: geistig, genetisch, ethnologisch, weltanschaulich. Die Ukrainer seien das genaue Gegenteil der Moskwiny.

"Ja, Asiaten sind wir, mit schrägen und gierigen Augen!", zitieren sie den russischen Dichter Alexander Block und führen das als Argument für das moskwinische "Asiatentum". 

Die Urväter der modernen Moskauer seien Stämme der Ugro-Finnen, die zu der kulturellen Blütezeit Kiews, zu Zeiten der Kiewer Rus im 10. bis 12. Jahrhundert, ein primitives tierartiges Leben führten, betont das Dokument des Gebietsrates, das auf der ukrainischen Regierungsseite veröffentlicht wurde. Bis zum 20. Jahrhundert hätten die Einwohner der nördlichen Moskowia Lederkleidung mit wildem Schnitt getragen – "Kleidung, die vor 6.000 Jahren von Affenmenschen getragen wurde".

Auch ein weiteres rassistisches Klischee durfte im Appell nicht fehlen – die "Moskwiny" seien mongolisch. Im Unterschied zu den Ukrainern – Vertretern einer alten Feldkultur – seien sie ein junges Jagdvolk. "Diese beiden Kulturen stehen sich gegenüber, und diese Opposition begann, vor Tausenden von Jahren zu existieren, sie zeigt sich in allen Bereichen des physischen und geistigen Lebens beider Völker", resümiert das Dokument. 

Die Verfasser weisen darauf hin, dass eine von international gebräuchlichen Normen abweichende Bezeichnung für den "inneren" Gebraucht möglich ist. Als Beispiel nennen sie die ukrainische Bezeichnung "Nimetchina" für die Bundesrepublik Deutschland, die in den meisten Sprachen als "Germania" und dessen Abwandlungen bezeichnet wird. Auch dieses Argument zeigt: Mit ihrem Appell meinen sie es ernst. Schließlich hat der Berater des Präsidentenamtes, Alexei Arestowitsch, im September schon vorgeschlagen, die Ukraine in Ukraine-Rus umzubenennen. Den angeblich alten Namen an die Russen zurückzugeben, wäre in dieser Situation ein logischer Schritt. 

Natürlich ist es äußerst unwahrscheinlich, dass die Regierung in Kiew die Forderungen des Appells umsetzen wird. Aber sowohl die Forderung selbst als auch die Argumentation dahinter zeigen eindrücklich, wie prägend rassistisch gefärbte Politmythologie aus den Zeiten des Dritten Reiches und des Kalten Krieges zur Mentalität der ukrainischen Politklasse geworden ist. 

Der Hinweis des russischen Kolumnisten auf das Mitglied der Organisation der ukrainischen Nationalisten (OUN) und nazistischen Kollaborateur Pawel Schtepa und dessen Buch ist zutreffend. Die Verfasser des Appells haben in der Tat die ganzen Passagen aus seiner halbvergessenen pseudohistorischen Hetzschrift eins zu eins übernommen.

"Während des Zweiten Weltkriegs kollaborierte Pawel Schtepa wie viele andere "Kämpfer", wenn auch weniger öffentlich, mit den deutschen Geheimdiensten. Anschließend wanderte er nach Kanada aus, wo er auf dem Gebiet der Informationskriegsführung tätig war", schreibt die Expertin für ukrainischen Nationalismus Miroslawa Berdnik über den "Spezialisten" für die ukrainische Rassentheorie, der die ukrainischen Regionalpolitiker so inspiriert. 

Der neonazistische Siegeszug in der Ukraine hat nur wenige Jahre vor dem westlich unterstützten nationalistischen Staatsstreich 2014 mit den Angriffen auf Kriegsveteranen in Lwow angefangen. Die Täter wurden nicht bestraft. Jetzt sind in Lwow alle Denkmäler für die Kämpfer gegen den Faschismus zerstört, das Memorial "Ewige Flamme" inklusive. Hausgroße Portraits des faschistischen Führers der ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera schmücken die Verwaltungsgebäude. "Bandera ist unser Vater, die Ukraine ist unsere Mutter", steht darunter. In der Schule und im öffentlichen Raum werden die nazistischen Helfer als Helden des Unabhängigkeitskampfes geehrt.

Die Initiative für die Umbenennung der Russen in "Moskwiny" ist alles andere als eine lokale politische Kuriosität. Sie ist ein eindrückliches Beispiel dafür, wie tief die Ukraine seit den Jahren ihrer "Westbindung" in nazistische Archaik versunken ist. 

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