Meinung

Im Interesse der Megareichen: Auch der Guardian wird von Milliardären finanziert

Sie mag ihre Leser um Spenden bitten und behaupten, sie sei ein Medienunternehmen, das von Lesern finanziert wird und nicht von Megareichen. Doch in Wirklichkeit haben Milliardäre Millionen ausgegeben, um Großbritanniens führende, ultraliberale Links-von-der-Mitte-Zeitung "The Guardian" zu unterstützen.
Im Interesse der Megareichen: Auch der Guardian wird von Milliardären finanziertQuelle: Reuters © Leon Neal/Pool via REUTERS/File Photo/Suzanne Plunkett

Ein Kommentar von Rob Lyons

Wenn man wissen will, was die "Woken" denken – zu Themen vom Klimawandel bis hin zu den Rechten von Transmenschen –, dann ist der Guardian die Zeitung, die man lesen sollte. Während die Verkäufe der gedruckten Ausgabe rückläufig sind und in den letzten zehn Jahren von 248.775 pro Tag auf 105.134 im Juli dieses Jahres gesunken sind, ist der Guardian eine der meist besuchten Nachrichtenseiten der Welt.

Das Problem ist, dass das Unternehmen weiterhin Geld verliert. Vor vier Monaten wurde berichtet, dass die Guardian Media Group, zu der auch die ideologisch eng verwandte Sonntagszeitung The Observer gehört, im vergangenen Geschäftsjahr über 10 Millionen Pfund Verlust einfuhr, obwohl dies immer noch eine Bilanzverbesserung gegenüber einem Jahr zuvor darstellt, das den Verlust von 17 Millionen Pfund sah. Der Guardian hat keine Bezahlschranke wie andere Online-Zeitungen, sondern verwendet ein Modell, das früher als "Nagware" bezeichnet wurde. Für einen bestimmten Testzeitraum wird die Benutzung der Nachrichtenplattform kostenlos angeboten, um dann später die Benutzer ständig daran zu erinnern, für die Benutzung des Portals zu bezahlen, und sie ständig aufzufordern, sich anzumelden oder etwas zu spenden.

Der Guardian hat jedoch eine ziemlich fadenscheinige Behauptung in den sozialen Medien aufgestellt, um diese Strategie zu stützen: "Wir werden nicht von Milliardären finanziert. Die Unterstützung unserer Leser gibt uns die Unabhängigkeit, die Mächtigen zur Rechenschaft zu ziehen – und wir fangen gerade erst damit an."

Die Leser waren in der Vergangenheit sicherlich großzügig. Im Guardian hieß es im vergangenen Jahr: "Der Guardian hat jetzt mehr als eine Million Abonnenten und regelmäßige Mitwirkende, nachdem die Unterstützung durch die Online-Leser in einem Jahr um 43 Prozent gestiegen ist. Berücksichtigt man Einmalbeiträge, haben im vergangenen Jahr mehr als 1,5 Millionen Menschen den Guardian unterstützt." Eine Million Abonnenten für 5,99 Pfund pro Monat würden ungefähr 6 Millionen Pfund einbringen. Das ist praktisch, deckt aber nicht einmal die Verluste beim Blatt ab, ganz zu schweigen von den Gesamtbetriebskosten.

Wie jedoch der Kommentator für Klimathemen, Ben Pile, bemerkte, lieben Milliardäre den Guardian und sind sehr glücklich, ihre Hand in die Brieftasche zu stecken, um Projekte der Zeitung zu unterstützen. Laut dem US-amerikanischen Newsportal MintPress News zeigt beispielsweise eine gründliche Sichtung aller Spenden der Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung, dass der Guardian satte 12,95 Millionen US-Dollar an Unterstützung erhalten hat. Tatsächlich haben Gates und seine mittlerweile Ex-Frau Hunderte Millionen Dollar in die Medienlandschaft gespült, um die Art von Journalismus zu unterstützen, die beide gutheißen.

Aber das ehemalige Ehepaar Gates sind nicht die einzigen Milliardäre, die den Guardian unterstützen. Ein kurzer Blick in die Philanthropie-Rubrik auf der Webseite zeigt, dass das Institut der australischen Milliardärin Judith Neilson das Pacific Project von The Guardian Australia finanziert. Die Open Society Foundations, die vom ungarischen Milliardär George Soros gegründet wurden, haben Guardian-Projekte zu Amerikas Umweltungleichheiten und zur Transformation der Pflege durch Künstliche Intelligenz unterstützt. Die David-und-Lucile-Packard-Stiftung, die der verstorbene Mitbegründer von Hewlett-Packard in den 1960er Jahren ins Leben rief, unterstützte die Arbeit vom Guardian zum Zustand der Ozeane.

Die Behauptung, der Guardian werde nicht von Milliardären finanziert, scheint also ziemlich zweifelhaft. Es stimmt, dass die Guardian Media Group der Scott-Stiftung gehört und nicht einem eigennützigen Medienmagnaten. Aber die Implikation bei der Aufforderung an die Leser, Geld aufzuwerfen, ist, dass jeder, der von den Superreichen finanziert wird, ihnen irgendwie gehört, und nicht die vernünftigere Annahme, dass Organisationen nach Geldern suchen, um sich an Aktivitäten wie dem Fachjournalismus zu beteiligen, die sich nicht leicht durch andere Mittel finanzieren lassen. Tatsächlich sind Autoren vom Guardian schnell zur Stelle und spielen gern auf den Mann, wenn sie eine "Folgt der Geldspur"-Attacke auf andere Medien starten, falls andere Journalisten Dinge schreiben, die der Weltsicht des Guardian nicht sympathisch sind.

In einem Essay im letzten Jahr für die Zeitung wies Paul Vallely ganz vernünftig auf die Spannungen hin, die mit der Philanthropie von Milliardären einhergehen. "Viel elitäre Philanthropie dreht sich um elitäre Zwecke. Anstatt die Welt zu einem besseren Ort zu machen, stärkt es die Welt weitgehend in dem, wie sie ist. Philanthropie begünstigt sehr oft die Reichen – und niemand macht Philanthropen dafür verantwortlich." Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die bei der Bekämpfung von COVID-19 ein furchtbares Durcheinander angerichtet hat, wird ausgiebig von Philanthropen wie Gates und dem Medienmagnaten Michael Bloomberg finanziert, was die Prioritäten der WHO verzerrt.

Es ist keine Überraschung, dass Umweltschutz ein bevorzugter Spendentopf der Milliardäre ist. Es gibt kein elitäreres Projekt, als dem Rest von uns zu sagen, wie wir unser Leben leben sollen. Wie die berühmten Persönlichkeiten, die zur COP26 in Privatflugzeugen nach Glasgow ein- und ausflogen, gezeigt haben, lieben es die Reichen, vom Rest von uns Maßnahmen gegen den Klimawandel zu fordern, während sie ihr goldenes Leben ununterbrochen weiterleben.

Sowohl die Presse als auch die öffentliche Politik werden allzu oft von den Interessen der Megareichen verzerrt. Medienunternehmen, Journalisten, Kulturorganisationen und Wohltätigkeitsorganisationen mussten lange pragmatische Entscheidungen über ihre Finanzierung treffen, um ihre Arbeit leisten zu können. Es liegt an uns anderen, uns eine Meinung zu bilden über das, was wir sehen und lesen. Was im Halse stecken bleibt, sind die "Heiliger als ihr es seid"-Gesinnung des Guardian und die irreführende Verkaufsmasche gegenüber seinen Lesern.

Noch schlimmer ist die Tatsache, dass die linksliberalste britische Zeitung, mit Blick auf den Klimawandel, nur dank des Kaufs und Verkaufs von Autos überlebt hat. Aufgefangen wurden die enormen Verluste der Guardian Media Group durch das aggressive Abstoßen ihres Anteils an der Gebrauchtwagen-Webseite Auto Trader im Jahr 2014, was ihr "zwischen 600 und 700 Millionen Pfund" einbrachte.

Vielleicht muss der Guardian uns das Vorlesen von Leviten ersparen und stattdessen die berühmte Lektion aus dem Neuen Testament lernen: "Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?"

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

Übersetzt aus dem Englischen.

Rob Lyons ist ein britischer Journalist mit den Schwerpunkten Wissenschaft, Umwelt und Gesundheit. Er ist Autor von "Panic on a Plate: How Society Developed an Eating Disorder".

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