Meinung

Impfquote laut RKI deutlich höher als bisher angenommen: Wann kommt der "Freedom-Day"?

Quasi über Nacht ist die Impfquote in Deutschland wegen bislang fehlender Meldungen Geimpfter an das RKI bei Erwachsenen um 5 bis 10 Prozent gestiegen und liegt somit bei den über 18-Jährigen aktuell bei 80 Prozent. Warum kommt das jetzt erst ans Licht, und wann ist endlich Schluss mit dem ganzen Maßnahmen-Zirkus?
Impfquote laut RKI deutlich höher als bisher angenommen: Wann kommt der "Freedom-Day"?© Jürgen Heinrich via www.imago-im

von Kaspar Sachse

Die Berliner Zeitung erhebt am Freitag schwere Vorwürfe gegen das Robert Koch-Institut (RKI) und die Bundesregierung. Wem war die tatsächliche Impfquote gegen COVID-19 bekannt? Wurde die Bevölkerung etwa bewusst getäuscht? Die Hauptstädter schreiben jedenfalls:

"Der Verdacht steht im Raum, dass die in Wahrheit hohe Quote wegen des Wahlkampfes ignoriert wurde."

Plötzlich höhere Impfquote

Denn just zehn Tage nach der Wahl hat das RKI am Mittwoch gemeldet, dass "derzeit von einer Impfquote der Erwachsenenbevölkerung von bis zu 84 Prozent mindestens einmal und bis zu 80 Prozent vollständig Geimpfter ausgegangen werden" kann.

Ab 85 Prozent spricht das RKI von einer Herdenimmunität – die es aus Sicht des Forschungsinstituts anzustreben gelte. Der Statistiker Christian Hesse von der Universität Stuttgart addiert im Focus noch die Genesenen hinzu: 

"Nach einer Studie der Universitätsmedizin Mainz ist dieser Anteil viel größer als gedacht: Auf 100 Personen, die wissentlich infiziert waren, kommen 80 Personen, die unwissentlich infiziert waren und dadurch immunisiert sind."

Das wären noch einmal etwa drei Millionen mehr immunisierte Menschen in der Bundesrepublik. Hesse resümiert daraus:

"Es ist davon auszugehen, dass mindestens 75 Prozent der Gesamtbevölkerung aktuell gegen Corona immunisiert sind."

Damit ist für den Wissenschaftler klar, "dass wir in Deutschland das Ziel der Herdenimmunität fast erreicht haben." Wenn das mal keine gute Nachricht ist? Zumal Norwegen und Dänemark sämtliche Beschränkungen sogar bei deutlich geringeren Impfquoten fallen gelassen haben.

"Weiter so" statt Lockerungen

Doch was passiert hierzulande? Gesundheitsminister Spahn plädiert für ein stures "Weiter so". Bei Twitter schrieb er:

"Diese höhere #Impfquote macht es aus heutiger Sicht und ohne das Auftreten neuer #Varianten möglich, dass wir dank der bestehenden Maßnahmen – #3G in Innenräumen, #Masken in Bussen und Bahnen – ohne weitere Beschränkungen gut durch Herbst & Winter kommen."

Wir können uns also freuen, denn noch einmal:

"Aus heutiger Sicht sind bei dieser Impfquote keine weiteren Beschränkungen notwendig."

Das ist aber toll. In anderen Ländern fallen die Masken wie das Laub von den Bäumen und die Impfzertifikate wandern in den Müll. Aber hierzulande wird eine Nachricht als Erfolg verkauft, dass zumindest im Moment nicht an weitere Verschärfungen gedacht werde – es sei denn, es treten neue Virusvarianten auf.

Und zwar von derselben Institution, die mit ihrer Panikmache im Sommer zahlreiche Menschen zur Impfung gedrängt hat, und nun ganz plötzlich nach der Wahl eine deutlich höhere Impfquote aus dem Keller holt, weil "möglicherweise manche Impfungen nicht gemeldet worden sind" – so Spahn.

Die Bild-Zeitung nimmt diese Gemengelage zum Anlass, um der heiklen Frage nachzugehen, ob das Stimmvieh angesichts des Wahlkampfes bewusst "getäuscht" worden wäre. In einem Kommentar fragen die Autoren:

"WARUM also ändert die Bundesregierung ihre seit Langem kritisierte Corona-Politik erst jetzt, zehn Tage NACH der Wahl? WARUM zuvor diese Arroganz gegenüber Kritikern der Lockdown-Politik?"

Später wird resümiert:

"Der Verdacht liegt nahe: Die Regierung könnte VOR der Wahl bewusst darauf verzichtet haben, die Kehrtwende einzuleiten, weil sie sonst ihre Panikmache selbst entlarvt hätte."

Bereits Mitte August 2021 gab es Hinweise, dass sage und schreibe 5 Millionen Geimpfte nicht erfasst waren. Statt 61 Prozent hätte die Rate damals 67 Prozent betragen müssen, wie die ARD berichtete.

Aufarbeitung? Aber nicht doch!

Politische Konsequenzen? Kritik aus der Opposition? Lockerungen? Damals wie heute: Fehlanzeige!

Die Berliner Zeitung mutmaßt:

"Wollte die Bundesregierung mit Absicht nicht Entwarnung geben?"

Und zwar, "um nicht den Verdacht bei Wählern zu hinterlassen, man habe im Sommer Panik betrieben und die pandemische Gefahr überschätzt"? Fragen über Fragen – bei denen nicht klar ist, ob es jemals Antworten darauf geben wird.

Doch eines steht fest: Eine Kehrtwende um 180 Grad und eine rigorose Rückkehr zur alten Normalität – geschweige denn das Eingestehen von Fehlern mit den entsprechenden Konsequenzen – wird es mit dieser politischen Klasse nicht (mehr) geben.

Vielmehr steht zu befürchten: Bevor die noch amtierende oder die zukünftige Bundesregierung einen "Freedom Day" ausrufen wird, werden eher Norwegen oder Dänemark im Herbst wieder Maßnahmen einführen. Na dann: Skål!

Mehr zum Thema - Wenn die Masken fallen: Spahns Ministerium wegen unbezahlter Beschaffungsdeals vor Gericht

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Information:

Das Virus SARS-CoV-2 löst laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Atemwegserkrankung COVID-19 aus. Am 11. März 2020 hat die WHO eine Pandemie ausgerufen. Grundlage dafür ist die weltweit starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen und in der Regel auch mit schweren Krankheitsverläufen. Nach offizieller Einschätzung handelt es sich um ein gefährliches Virus sowie um eine Krankheit, die vor allem für sogenannte Risikogruppen tödlich ausgehen kann. Generell gilt, dass neben Impfungen Corona-Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und die AHA+A+L-Regeln – Abstand halten, Hygieneregeln beachten, Alltag mit Maske, die Nutzung der Corona-Warn-App und regelmäßiges Lüften – essentiell sind. Auch die regelmäßige Verwendung von PCR-Tests, um potenziell infizierte Personen zu identifizieren, damit diese sich in Quarantäne begeben können, wird von den Behörden als sinnvoll erachtet, um die Ausbreitung des SARS-CoV-2-Erregers zu ermitteln. Die Erklärungen der WHO und des für Deutschland zuständigen Robert Koch-Institutes zum Virus und zur Pandemie finden Sie hier und hier.

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