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Drosten lobt Dänen für "wenig Zögerlichkeit" bei Corona-Impfung – wegen hohem Bildungsgrad

In einer neuen Podcast-Folge meldet sich Christian Drosten wieder zu Wort. Die aktuell leicht sinkenden Infektionszahlen seien mit Vorsicht zu genießen, sagt der Virologe. Die Wissenschaft habe geliefert, nun sei es an der Politik, für eine hohe Impfquote zu sorgen, mahnt Drosten.
Drosten lobt Dänen für "wenig Zögerlichkeit" bei Corona-Impfung – wegen hohem BildungsgradQuelle: www.globallookpress.com

Der Corona-Podcast des Virologen Christian Drosten ist wieder angelaufen. Für viele genau rechtzeitig, um die Bevölkerung angesichts der bevorstehenden dunklen Jahreszeit, mit regelmäßigen Einlassungen und Einschätzungen zu der von der WHO ausgerufenen Corona-Pandemie zu versorgen.

Seit einiger Zeit freuen sich die Menschen angesichts der sinkenden Zahl positiv auf COVID-19 getesteter Menschen. Am Mittwochmorgen übermittelte das Robert Koch-Institut (RKI) eine 7-Tage-Inzidenz von 61,0. Tags zuvor lag der Wert bei 60,3.

Mit Blick auf den bevorstehenden Herbst hält Drosten die derzeitige Beruhigung des bundesweiten Trends jedoch für ein vorübergehendes Phänomen. Es sei zu sehen, dass die Inzidenz in den ostdeutschen Bundesländern, offenbar unabhängig vom Ferienende, bereits wieder Fahrt aufnehme. Im Podcast "Coronavirus-Update" bei NDR-Info ("die Wissenschaft hat geliefert") warnte der Wissenschaftler am Dienstagabend:

"Ich denke, da deutet sich jetzt die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wiedersehen werden."

Der vergangene Anstieg der Inzidenz, der zwischenzeitlich abflaute, sei insbesondere auf die Tests an Schulen nach dem Ende der Sommerferien sowie eingeschleppte Fälle zurückzuführen gewesen. Nach Drostens Einschätzung handelte es sich dabei noch nicht unbedingt um den Beginn der Winterwelle.

Angesichts der gegenwärtigen Quote von rund 64 Prozent doppelt Geimpfter in der Bevölkerung gehe er in diesem Jahr von einem erneuten Beginn der Herbst- bzw. Winter-Welle aus. Und zwar zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie im Vorjahr. Damals, in der zweiten Oktoberhälfte 2020, sei eindeutig gewesen, "dass wir wieder in einen exponentiellen Anstieg gehen."

Zustimmung erhielt Drosten von dem SPD-Politiker und Gesundheitsökonomen Karl Lauterbach. Auf Twitter, seinem bevorzugten Kanal zur Informationsweitergabe, schrieb er:

"Die Analyse von @c_drosten trifft leider zu. In wenigen Wochen werden die Fallzahlen wahrscheinlich wieder steigen. Wollen wir das verhindern, müssen wir die 2G-Regeln umsetzen und mehr Anreize für das Impfen geben."

Drosten unterstrich zudem, dass es das gesamtgesellschaftliche Ziel sein müsse, die Impflücken zu schließen. Man müsse diejenigen, die nicht geimpft sind, überzeugen sich impfen zu lassen.

Dies sei "eine Aufgabe, die keine wissenschaftliche Aufgabe mehr ist." Vielmehr sei nun die Politik gefordert, das entsprechende "Problem zu lösen". Den derzeitigen Impffortschritt bewertete der Virologe als unzureichend. Im Vergleich zu Dänemark sähen die entsprechenden Zahlen "übel aus".

"Wenn wir allein auf das Niveau von Dänemark kommen wollten, also eine Impfquote von 75 Prozent vollständig Geimpfter, dann wären das bei uns mehr als neun Millionen Menschen, die man noch impfen müsste. Das würde im Moment 90 Tage dauern, nur um es zu verimpfen."

Dänemark sei in einer deutlich besseren Position als Deutschland. Ein "großer Unterschied" sei auch, dass in den skandinavischen Gesellschaften allgemein "ein sehr hoher Informations- und Bildungsgrad" vorherrsche. Viele Leute würden dort "einfach verstehen, wofür die Impfung gut ist."

Zudem herrsche "wenig Zögerlichkeit bei der Impfung."  Gerade die Jahrgänge der über 60- und über 70-Jährigen hätten daher "enorm hohe Impfquoten". Diese lägen bei 95 Prozent und höher. "Genau da muss man auch hin".

"Man muss deutlich bei über 95 Prozent landen. Dann kann man politisch, gesellschaftlich an weitere Schritte denken. Und wir sind natürlich in Deutschland überhaupt nicht dort."

Drosten verwies zwar auf die Unsicherheit, dass sich hierzulande möglicherweise bereits mehr Menschen impfen ließen als bislang im Meldesystem erfasst wurden. Dies sei im Moment eine "schöne Hoffnung", dürfe aber nicht Basis für Entscheidungen und Planungen sein.

In Bezug auf die Behandlung von COVID-19 wies der Leiter der Virologie an der Berliner Charité darauf hin, dass es bei schweren Verläufen zwar inzwischen bessere Behandlungsmöglichkeiten gebe. Im Anfangsstadium der Ansteckung stünden jedoch allenfalls sogenannte monoklonale Antikörper zur Verfügung. Diese relativ teuren, laut Drosten nicht sehr breit verfügbaren Präparate könnten frisch infizierten Ungeimpfte mit bestimmten Risikofaktoren verabreicht werden. Mit diesen Mitteln soll die Entwicklung eines schweren Krankheitsverlaufs verhindert werden.

Er denke, dass monoklonale Antikörper eher den wenigen Patienten vorbehalten sein sollten, die nicht geimpft werden können, oder die nicht auf die Impfung reagieren. Auch eine vorbeugende Anwendung bei hoch gefährdeten Patienten sei denkbar.

"Aber das ist alles keine Lösung, die man allgemein empfehlen würde. Und das ist in Konkurrenz zur Impfung einfach immer die schlechtere Lösung."

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