Nahost

"Heute sind wir Nazis" – Der Hass jüdischer Extremisten auf WhatsApp und Telegram

Jüdische Extremisten nutzen vermehrt Instant-Messaging-Dienste, um bewaffnete Milizen zu organisieren und Angriffe auf palästinensische Bürger Israels zu koordinieren. Den israelischen Sicherheitsbehörden wird vorgeworfen, nicht schnell genug zu reagieren.
"Heute sind wir Nazis" – Der Hass jüdischer Extremisten auf WhatsApp und Telegram© Telegram/Fake Reporter

Jüdische Extremisten haben laut einem Bericht der New York Times in den letzten Tagen mehr als 100 neue Gruppen auf dem zu Facebook gehörenden verschlüsselten Messaging-Dienst WhatsApp gegründet, um Anschläge auf Palästinenser zu verüben.

So erschien zum Beispiel am vergangenen Mittwoch ein neuer WhatsApp-Kanal mit dem Titel "Tod den Arabern". Die Nachrichten auf dem Kanal forderten Israelis dazu auf, sich an einer Massenschlägerei auf der Straße gegen palästinensische Bürger Israels zu beteiligen.

Innerhalb weniger Stunden tauchten Dutzende von anderen neuen WhatsApp-Gruppen mit Variationen des gleichen Namens und der gleichen Nachricht auf. Die Gruppen organisierten bald eine Startzeit von 18:00 Uhr für einen gewalttätigen Zusammenstoß in Bat Jam, einer Stadt, die nur wenige Kilometer südlich von Tel Aviv gelegen ist. "Gemeinsam organisieren wir, und gemeinsam handeln wir", lautete eine Nachricht in einer der WhatsApp-Gruppen. "Sagt euren Freunden, dass sie sich der Gruppe anschließen sollen, denn wir hier wissen, wie man die jüdische Ehre verteidigt."

Doch es finden sich auch Nachrichten auf WhatsApp und Telegram, die deutlich extremistischer sind. Auf Screenshots, die von der Organisation FakeReporter veröffentlicht wurden, sprechen Mitglieder der Gruppen über Waffentypen und diskutieren darüber, wo sie sich treffen wollen, um Palästinenser anzugreifen und Moscheen niederzubrennen. "Wir sind heute keine Juden mehr", schrieb ein Nutzer in einer Telegram-Gruppe mit dem Titel "Leute aus Cholon, Bat Jam und Rischon LeZion gehen raus, um den Krieg zu bringen." Und weiter:

"Heute sind wir Nazis."

Ebenfalls am Mittwochabend wurden Live-Szenen ausgestrahlt, in denen zu sehen ist, wie schwarz gekleidete Israelis Autoscheiben einschlugen und durch die Straßen von Bat Jam zogen. Der Mob zerrte einen Mann, den er für einen Araber hielt, aus dessen Auto und schlug ihn bewusstlos. Er wurde in ernstem Zustand ins Krankenhaus eingeliefert.

Der Vorfall war einer von Dutzenden in ganz Israel, die die Behörden mit einem Anstieg der Aktivitäten jüdischer Extremisten auf WhatsApp, dem verschlüsselten Messaging-Dienst von Facebook, in Verbindung gebracht haben. Seit die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern letzte Woche eskalierte, wurden laut einer Analyse der New York Times und FakeReporter mindestens 100 neue WhatsApp-Gruppen mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, Gewalt gegen Palästinenser zu begehen.

FakeReporter und eine weitere israelische Organisation, HaBloc, werfen den israelischen Sicherheitsbehörden vor, nicht entschlossen und schnell genug gegen die Gewalt vorzugehen. In vielen Fällen sollen die extremistischen jüdischen Gruppen mitgeteilt haben, dass sie sich entweder auf die aktive oder die passive Unterstützung der israelischen Behörden verlassen könnten. FakeReporter und HaBloc fingen Nachrichten von einigen der extremistischen Gruppen ab und meldeten sie der israelischen Polizei als "tickende Zeitbombe". Doch, so FakeReporter:

"Es ist schmerzlich zu wissen, dass trotz unserer Versuche tatsächlich sehr wenig getan wurde."

Und HaBloc erklärte:

"Niemand in den Behörden konnte behaupten, dass er es nicht wusste."

Doch jetzt beginne die Polizei zu handeln und versuche, die Gewalt einzudämmen, fügte FakeReporter hinzu. Während soziale Medien und Messaging-Apps in der Vergangenheit genutzt wurden, um Hassreden zu verbreiten und zu Gewalt aufzurufen, gehen diese WhatsApp-Gruppen deutlich weiter, so die Analyse der Organisationen. Das liege daran, dass die Gruppen explizit Gewalttaten gegen palästinensische Bürger Israels planten und ausführten, die etwa 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen und ein weitgehend integriertes Leben mit jüdischen Nachbarn führen.

Die Organisation auf WhatsApp sei weitaus spezifischer als zum Beispiel frühere WhatsApp-getriebene Mobangriffe in Indien, wo die Aufrufe zur Gewalt eher vage waren und sich im Allgemeinen nicht gegen Einzelpersonen oder Unternehmen richteten, so die Organisationen weiter.

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