Meinung

Das Vitamin-Debakel: Tagesschau-Faktenfinder verschollen im Dementi-Labyrinth

Faktenchecker auf Abwegen: Nachdem das Bundesinstitut für Risikoforschung einen Kurswechsel von der Vitamin-D-Skepsis vorgenommen hatte, bangte der ARD-Faktenfinder um seine Reputation und zeigt: Sein Ruf ist ihm wichtiger als die Wahrheit.
Das Vitamin-Debakel: Tagesschau-Faktenfinder verschollen im Dementi-LabyrinthQuelle: RT

von Arthur Buchholz

Wir erinnern uns dunkel an die Zeiten, als sogenanntes fact-checking einfach nur Journalismus war. Heutzutage ist der Faktencheck eine Waffe, um andere Berichterstattung zu diskreditieren. Manchmal geht der Faktencheck aber auch nach hinten los.

Dann muss man Schadensbegrenzung betreiben, aber möglichst unauffällig, damit das Image keinen Schaden nimmt. Wie man es auf keinen Fall machen sollte, zeigt uns die ARD.

In ihrem Faktenfinder-Beitrag vom 10. Februar 2021 warnte Redakteur Wulf Rohwedder: "Vitamin D schützt nicht vor COVID-19-Erkrankung" und bezieht sich auf eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Und um den Sack zuzumachen: Vitamin D kann in hohen Dosen sogar schädigend sein. Also bloß die Finger weg davon, kleines Bürgerlein!

Man möchte dem Autor den bekannten Spruch von Paracelsus ans Herz legen: "Die Dosis macht das Gift." Man kann schließlich auch an unsachgemäßer Zufuhr von Schokoladentorte sterben.

Wir springen zum 15.5.2021. Der Faktenfinder titelt jetzt: "Kehrtwende des BfR – Vitamin D doch nützlich bei COVID-19".

Der Text stammt von einem anderen Autoren. Es zitiert eine Mitteilung des BfR:

"Es gibt Hinweise darauf, dass ein unzureichender Vitamin D-Serumspiegel mit einem erhöhten Risiko für akute Atemwegsinfekte einhergeht. Dazu gehört auch die COVID-19-Erkrankung."

Als klar denkender Mensch sagt man sich beim Lesen dieser Zeilen: Schön, dass das geklärt wurde. Die Wissenschaft braucht eben ein wenig Zeit, um sich auf gewisse Erkenntnisse zu einigen. 

Aber da wurde die Rechnung nicht mit der Faktenfinder-Redaktion gemacht. Nachdem der Artikel in den sozialen Medien ein beachtliches Echo ausgelöst hatte (RT DE berichtete), verschwand er plötzlich wieder von der Tagesschau-Seite. Schließlich stand ja die Reputation der besten Faktenchecker der Republik auf dem Spiel.

Aber dieses Neuland Internet vergisst nie. Das sollte man den Damen und Herren der Faktenfinder-Redaktion auch mal sagen. Der inzwischen gelöschte Artikel findet sich immer noch in der Google-Suche.

Er verweist aber nicht mehr auf den Artikel, sondern führt zur Faktenfinder-Seite. Trotzdem kann er auf archive.org für alle Zeiten abgerufen werden. Der interessierte Leser möge einfach dem Link folgen.

Das Löschen des Artikels reichte der Redaktion aber anscheinend nicht, die Säuberung unreiner Gedanken verlangte noch einen weiteren Schritt.

Als Dementi wurde ein weiterer Artikel lanciert: "Doch keine Kehrtwende des BfR".

Diesmal erschien der Text ohne Autorennennung. Kern des Artikels ist folgende Erklärung des BfR gegenüber tagesschau.de:

"In der zitierten Mitteilung habe das BfR darauf hingewiesen, dass es mit einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung ein erhöhtes Risiko für Atemwegsinfekte wie COVID-19 gebe. Bisher wurde jedoch nicht gezeigt, dass die Einnahme von Vitamin D über den ernährungsphysiologischen Bedarf hinaus mit zusätzlichen Gesundheitseffekten einhergehe."

Mit anderen Worten: der Effekt ist da, es gibt halt noch keine Studie darüber. Mit dieser verklausulierten Aussage will sich der Faktenfinder wie einst Baron von Münchhausen aus dem Morast ziehen, in den er sich selbst geritten hat.

Wenn man sich als Faktenfinder bezeichnet, dann könnte man natürlich auch andere wichtige Passagen der Mitteilung des BfR zitieren:

"Einige Beobachtungsstudien und Interventionsstudien weisen darauf hin, dass sich die Einnahme von Vitamin D-Präparaten positiv auf den Verlauf einer COVID-19-Erkrankung auswirken kann. Nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist die Datenlage jedoch auch hier noch unzureichend (DGE, 2021), um eine Ursache-Wirkungs-Beziehung abzuleiten."

Das hört sich doch schon etwas anders an. Die Wahrheit mag komplex sein, aber sie deswegen in unangemessener Weise zu vereinfachen, macht die Sache nicht besser.

Dem "Faktenfinder" jedenfalls ist sein unbescholtenes Image lieber als die Fakten.

RT DE bemüht sich um ein breites Meinungsspektrum. Gastbeiträge und Meinungsartikel müssen nicht die Sichtweise der Redaktion widerspiegeln.

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