Deutschland

Sozial benachteiligte Menschen von COVID-19 besonders bedroht

Arme erkranken deutlich häufiger an COVID-19. Das Immunsystem von Ärmeren und prekär Beschäftigten ist im Durchschnitt weniger gut aufgestellt. Eine Untersuchung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der AOK Rheinland/Hamburg zeigt: Arbeitslosengeld-II-Bezieher haben ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko.
Sozial benachteiligte Menschen von COVID-19 besonders bedrohtQuelle: www.globallookpress.com © Robert B. Fishman via www.imago-/www.imago-images.de

Neuesten Studien des Robert Koch-Institutes (RKI) zufolge gibt es in Deutschland einen Zusammenhang zwischen dem sozialen Status sowie dem Risiko, an COVID-19 zu erkranken und daran zu sterben. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, sei während der zweiten Welle der Corona-Pandemie die Zahl der COVID-19-Todesfälle in sozial benachteiligten Regionen am stärksten gestiegen. 

Das Sterberisiko durch Corona sei dort um 50 bis 70 Prozent höher gewesen als in wohlhabenderen Regionen. Die Sozialverbände VdK und der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband fordern daher, ärmere Menschen besser vor dem Virus zu schützen. Auch das Infektionsrisiko sei laut den Studien des RKI, das Daten aus der zweiten Corona-Welle betrachten, ungleich verteilt. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, sagte:

"In Regionen, wo Menschen überproportional an Armut leiden, ist das Risiko, an Corona zu sterben, höher."

In den sozial benachteiligten Regionen Deutschlands stiegen die Corona-Todeszahlen während der zweiten Welle der Pandemie demnach am stärksten.

Den Studien zufolge seien auch Vorerkrankungen ein weiterer Risikofaktor für einen schweren Verlauf einer Corona-Erkrankung. Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, meinte:

"Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Armut, COVID-Krankheitsverlauf und Vorerkrankung."

Ärmere Menschen litten häufiger an Vorerkrankungen und seien demzufolge einem höheren Risiko für einen schweren Corona-Krankheitsverlauf ausgesetzt.

Das Immunsystem von Ärmeren und prekär Beschäftigten ist im Durchschnitt weniger gut aufgestellt, um das Virus zu bekämpfen. Nach einer Untersuchung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und der AOK Rheinland/Hamburg haben Arbeitslosengeld-II-Beziehende ein um 84 Prozent erhöhtes Hospitalisierungsrisiko. Falls sie sich infizieren, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher, dass ihre Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt und sie ins Krankenhaus müssen.

Eine weitere Studie zeigte, dass dieses Risiko bei Leiharbeitern fast drei Mal höher ist als beim Durchschnitt der Beschäftigten. Oft fehle es an dem nötigen sozialen Umfeld, dem gesunden Wohnen und der ausgewogenen Ernährung mit Mineralien und Vitaminen. 

Negativer Stress hat ebenfalls Einfluss auf das Immunsystem. Unsichere Arbeitsverhältnisse wie Leiharbeit, das Gefühl, ausgeliefert zu sein, verstärken negativen Stress. Menschen mit weniger Geld und in unsicheren Jobs erkranken eher schwer an COVID-19, weil ihr Körper Viren schlechter bekämpfen kann.

Neben Berufen der Metallverarbeitung (Besonderheit in Rheinland-Pfalz) und KFZ-Verkauf (Besonderheit im Saarland) waren grundsätzlich die eher schlecht bezahlten Berufe in der Betreuung und Erziehung von Kindern sowie in Medizin und Pflege in dem "Corona-Pandemie-Jahr" 2020 am stärksten von Krankschreibungen im Zusammenhang mit COVID-19 betroffen. Die Einzelwerte dieser Berufsgruppen liegen im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnittswert über alle Berufsgruppen (1.724 Betroffene je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte). Allein die Gesundheitsberufe waren überdurchschnittlich oft im Zusammenhang mit COVID-19 arbeitsunfähig und belegen regelhaft die Plätze drei bis zehn der Rangliste.

Insgesamt erhielten von den bundesweit 13,6 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen von März bis Dezember 2020 289.282 Beschäftigte von einem Arzt eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung im Zusammenhang mit einer COVID-19-Diagnose.

In Schottland sieht es ähnlich aus. Wie das Ärzteblatt schreibt, haben sich in Edinburgh Menschen aus ärmeren Wohnorten während der ersten Erkrankungswelle häufiger mit SARS-CoV-2 infiziert. Das Sterberisiko auf Intensivstation war laut einer Studie in Lancet Regional Health – Europe doppelt so hoch wie in den reicheren Gegenden, was nicht nur auf einen Mangel an Intensivbetten zurückzuführen war.

Armutsforschung hat in Großbritannien Tradition. Die Statistikbehörden veröffentlichen regelmäßig ei­nen Index, der das Ausmaß der Deprivation durch die Parameter Einkommen, Beschäftigung, Gesundheit, Bildung, Qualifikation und Ausbildung, Haushaltsgröße, Infrastruktur sowie Kriminalität misst. Nazir Lone von der Universität Edinburgh hat den "Scottish Index of Multiple Deprivation" jetzt mit der Häufigkeit von intensivmedizinischen Behandlungen und der Mortalität in Beziehung gesetzt.

Ein Grund für das erhöhte Erkrankungsrisiko dürften die häufigeren kardiovaskulären Risikofaktoren der Bewohner ärmerer Gegenden sein. Die Intensivpatienten aus den ärmeren Regionen litten häufiger unter Diabetes (15,3 gegenüber 9,0 Prozent) und unter Atemwegserkrankungen (13,1 gegenüber 4,0 Prozent). Insgesamt 15,3 gegenüber 7,0 Prozent wiesen zwei oder mehr Begleiterkrankungen auf, die bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 das Erkrankungsrisiko erhöhen.

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