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Jagdtrophäen und KKK-Kostüme: Neue Daten zu Kriegsverbrechen australischer Soldaten in Afghanistan

Ermordete Zivilisten, Leichenschändung und ausufernde Partys nicht nur mit befremdlichen Kostümen – während die australische Regierung es ihren NATO-Partnern gleichtut und den Abzug aus Afghanistan verkündet, enthüllen Medien neue Dokumente von Gräueltaten im Krieg.
Jagdtrophäen und KKK-Kostüme: Neue Daten zu Kriegsverbrechen australischer Soldaten in AfghanistanQuelle: Reuters © REUTERS/Jason Reed

Auch Australien wird bis September seine verbleibenden Soldaten aus Afghanistan abziehen. Damit folge das Land den Plänen von US-Präsident Joe Biden, kündigte Premierminister Scott Morrison am Donnerstag an. Biden will die US-Soldaten ab 1. Mai bis zum 11. September abziehen, dem 20. Jahrestag der Terroranschläge in den USA.

"In den vergangenen zwei Jahren haben wir unsere Militärpräsenz in Afghanistan von einem Maximum von 1.500 Soldaten bereits auf etwa 80 derzeit reduziert", sagte Morrison im westaustralischen Perth. Er verlas auch die Namen der 41 Mitglieder der australischen Streitkräfte, die seit 2001 in Afghanistan ums Leben gekommen sind.

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Nicht verlesen wurde, was im vergangenen Jahr auch bekannt geworden war: dass australische Soldaten bei ihrem Einsatz am Hindukusch Kriegsverbrechen begangen haben sollen. In einem  Untersuchungsbericht, der im vergangenen November nach einer vierjährigen Untersuchung durch den Richter und Generalmajor Paul Brereton zusammengestellt wurde, heißt es, dass 25 australische Angehörige der Spezialeinheiten 39 unbewaffnete Zivilisten in Afghanistan bei 23 verschiedenen Vorfällen "unrechtmäßig" getötet haben, wobei 19 derzeitige und ehemalige Soldaten zur möglichen Strafverfolgung herangezogen wurden. In der Untersuchung heißt es, dass Mitglieder einer Patrouille des Special Air Service (SAS) unbewaffnete Gefangene, Bauern und Zivilisten erschossen, um damit ihre erste Tötung durchzuführen.

Der Chef der australischen Verteidigungsstreitkräfte Angus Campbell sprach damals von "schweren Verstößen" und einer "beschämenden Bilanz" und entschuldigte sich beim afghanischen Volk "für jegliches Fehlverhalten australischer Soldaten". Morrison wollte sich am Donnerstag nicht zu dem Bericht äußern. "Es wird eine Zeit geben, über diese Dinge zu sprechen. Heute ist nicht die richtige Zeit", betonte er.

Zeit fanden hingegen australische Journalisten und Polizisten, die offenbar neue Dokumente unvorstellbar grausiger Taten einiger australischer Einsatzkräfte in Afghanistan gefunden hatten, für die der Begriff "Fehlverhalten" noch äußerst mild gewählt wäre. In einer gemeinsamen Recherche des Sydney Herald und 60 Minutes sowie The Age wurden jüngst Hunderte von Fotos auf USB-Sticks gefunden, die in der Lunchbox eines Kindes von Ben Roberts-Smith versteckt und im Garten vergraben worden waren. Neben Fotos enthielten die USB-Sticks auch geheime Dokumente und Videos, die den Medienberichten zufolge unter anderem von fürchterlichen Gräueltaten zeugen.

Roberts-Smith ist ein hochdekorierter ehemaliger SAS-Soldat, ausgezeichnet mit dem Victoria-Cross, und wurde bis vor Kurzem noch von Politikern als die Verkörperung des idealen australischen Kämpfers gepriesen. Gegen ihn wird seit rund drei Jahren wegen Kriegsverbrechen ermittelt. Wiederholt behauptete Roberts-Smith, bezüglich seiner Zeit in Afghanistan nichts zu verstecken zu haben. Am vergangenen Sonntag veröffentlichten die Zeitungen 60 Minutes und Nine Entertainment jedoch heimlich entstandene Tonaufnahmen, in denen Roberts-Smith offenbar geschworen hatte, diejenigen zu "vernichten", die Vorwürfe wegen gegen ihn erheben. Gleichzeitig lobte er den Medienmogul Kerry Stokes dafür, dass er seinen Rechtsstreit finanziert.

Angesichts der aktuellen Dokumente entsteht der Eindruck, dass Roberts-Smith während der Afghanistan-Untersuchung einige Informationen verheimlicht und Beweismaterial versteckt hat, sein Anwalt und er bezeichnen dies auch aktuell als haltlose Attacke. Die USB-Sticks wurden von im Jahr 2020 von Ermittlern heimlich beschafft, aber erst jetzt haben australische Medien die Inhalte öffentlich gemacht.

Darin fanden sich auch Drohnenvideos des australischen Verteidigungsministeriums von Militäroperationen in Afghanistan, von denen einige mit einem Wasserzeichen als "geheim" gekennzeichnet waren und nur an bestimmte NATO-Truppen weitergegeben werden durften.

Ein Foto zeigt einen getöteten afghanischen Mann, sein Gesicht voller Blut. Ein australischer Soldat scheint seinen Leichnam geschändet zu haben, indem er ihm zwei militärische Souvenirmünzen als eine Art Kriegstrophäe über die Augen gelegt hat. "So, wie ich die Genfer Konventionen verstehe, ist das Herumhantieren mit Leichen auf dem Schlachtfeld ein Kriegsverbrechen", sagte der ehemalige Richter am Obersten Gerichtshof von New South Wales, Anthony Whealy, in dem Bericht. Es sei wie eine "Jagdtrophäe".

Andere Bilder zeigen Soldaten des SAS offenbar im Jahr 2012 bei einer Kostümparty in einer nicht genehmigten Bar namens "Fat Ladies Arms" auf einer Militärbasis der Koalition im Süden Afghanistans. Auf einem Foto posiert ein australischer Soldat für die Kamera, der den weißen Kittel und die Kapuze des Ku-Klux-Klans (KKK) sowie eine Schlinge trägt, die zum Lynchen von Afroamerikanern vorgesehen ist.

Afghanische Zivilisten hatten sich bis dahin bereits mehrfach darüber beschwert, dass die in ihrem Land stationierten Truppen – darunter auch einige Freunde des in KKK-Kleidung abgelichteten Soldaten – ihre Landsleute hingerichtet hatten. Eine Reihe von Bildern der Partys deuten den Berichten zufolge auf einen dieser mutmaßlichen Morde hin. Sie zeigen Soldaten, die Bier aus der Beinprothese eines afghanischen Mannes trinken, der 2009 getötet wurde.Roberts-Smith jedoch, ebenfalls neben einem aus der Prothese Trinkenden abgebildet, müsse die Hintergründe gekannt haben. Denn er hat deren ehemaligen Besitzer – einen unbewaffneten afghanischen Mann – am Ostersonntag im Jahr 2009 mutmaßlich unrechtmäßig ermordet. Derartige Vorwürfe hatte Roberts-Smiths damaliger Anwalt im Jahr 2019 noch zurückgewiesen, da sein Mandant es "ekelhaft" finde, "ein Körperteil als Souvenir zu behalten".

Andere Fotos stammen von einer Party auf einem Militärstützpunkt der Koalition in der Nähe von Tarinkot, auf denen sturzbetrunkene australische Soldaten zu sehen sind, die sich übergeben, hemmungslos in den Innenraum urinieren und im Freien Oralsex nachstellen.

Roberts-Smith soll seither Drohbriefe und E-Mails an Journalisten und andere, möglicherweise australische Soldaten, geschickt haben, die geholfen haben aufzudecken, was wirklich in Afghanistan vor sich gegangen ist. Auch an Nine Entertainment, zu dem einige der Nachrichtenportale gehören, die die aktuell erschienenen Dokumente teilweise veröffentlichten – wegen eines früheren Berichts über ihn, laut dem er einen afghanischen Zivilisten von einer Klippe gestoßen haben soll. Nine Entertainment hält jedoch daran fest, dass der Vorwurf den Tatsachen entspricht.

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