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Professor Valenta: "Russische Impfstoffe werden nicht aus kommerziellem Interesse hergestellt"

Russland hat am Samstag einen dritten Impfstoff namens CoviVac zugelassen, der vom Tschumakow-Forschungszentrum in Moskau entwickelt wurde. Anlässlich der Zulassung sprach "RT DE" mit Professor Rudolf Valenta von der Medizinischen Universität Wien.

Am Samstag hat Russland seinen dritten Corona-Impfstoff namens CoviVac zugelassen, der im Tschumakow-Forschungszentrum in Moskau entwickelt wurde. Die ersten 120.000 Impfdosen sollen im März ausgeliefert werden. Anlässlich der Zulassung des neuen russischen Impfstoffes sprach RT DE mit Rudolf Valenta, Professor für Allergologie und Immunologie an der Medizinischen Universität Wien. Neben seiner dortigen Tätigkeit ist Professor Valenta auch Empfänger eines Mega-Grants der russischen Regierung und leitet eine Forschergruppe in Moskau.

Laut Valenta wurde die Registrierung des neuen Impfstoffes von den russischen Ärzten sehr positiv aufgenommen. Wie der Forscher ergänzt, ist man in Russland aber mittlerweile fast schon daran gewöhnt, dass neue Impfstoffe kommen. Allerdings sei CoviVac bisher noch nicht so bekannt wie seine Vorgänger Sputnik V und EpiVacCorona.

Von den bestehenden Impfstoffen unterscheidet sich CoviVac dadurch, dass er ganze Viruspartikel enthält. Dies habe Valenta zufolge den Vorteil, dass das Vakzin auf einer bewährten Technologie beruht und es sich nicht um einen genetischen Impfstoff handelt. Ein weiterer Vorteil sei, dass der Impfstoff alle Virusproteine beinhalte, sodass man eine Immunität für verschiedene Virusproteine erhalten kann.

In der Vergangenheit hatte man in der westlichen Welt die Entwicklung von Sputnik V kritisiert – offenbar grundlos. Valenta zufolge könnte die Kritik darin begründet liegen, dass die Leute in der westlichen Welt nicht mit der Wissenschaft und den Zulassungsverfahren in Russland vertraut sind. Dennoch werde in Russland genauso gründlich geforscht wie in der EU oder den Vereinigten Staaten. Seit die klinischen Daten aber im Fachjournal Lancet veröffentlicht wurden, habe sich schnell gezeigt, dass Sputnik V mindestens genauso gut oder besser wirke als der vom Pharmaunternehmen AstraZeneca hergestellte Impfstoff, der auf derselben Technologie beruht.

Bei Sputnik V komme noch eine Innovation dazu: Die russischen Wissenschaftler haben zwei verschiedene Adenoviren-Vektoren gewählt, die eine Verstärkung der Immunantwort bewirken. Würde man nur ein Adenovirus als Vektor verwenden, wäre die Zweitimpfung möglicherweise weniger wirksam, da auch eine Immunität gegen das Adenovirus entsteht. Nutzt man jedoch zwei verschiedene Vektoren, könne man das Problem umgehen:

"Das ist eine sehr clevere Technologie, muss man sagen."

Der Wissenschaftler führte weiter aus, dass es naheliegend ist, bei der Zulassung von Sputnik V zuerst die Kriterien der russischen Zulassungsbehörden und nicht die der EU oder der USA zu erfüllen. Die Idee der russischen Vakzine sei in erster Linie, die russische Bevölkerung zu schützen:

"Man muss verstehen, dass die Impfstoffe, die in Russland hergestellt werden, nicht aus kommerziellem Interesse hergestellt werden, sondern der Gedanke dabei ist, dass man die Bevölkerung schützt. Das heißt, die Unternehmer, die dort operieren, sind in erster Linie daran interessiert, einen Impfstoff für die eigene Bevölkerung herzustellen."

Weiterhin erklärte Valenta, man weiß bisher noch relativ wenig über eine Erkrankung mit COVID-19. Auch wisse man nicht, ob sich geimpfte Personen immer noch anstecken können. Da verschiedene Impfstoffe in verschiedenen Altersgruppen unterschiedlich wirken und teilweise auch andere Wirkmechanismen nutzen, könnten der Einsatz von diversen Vakzinen zur Bewältigung der Corona-Krise nötig sein. Die Wirksamkeit werde man aber erst in Zukunft feststellen können, dazu benötige man mehr Forschung und mehr Studien.

Weiterhin erklärte der Forscher im Interview mit RT DE, dass es auch in wissenschaftlicher Hinsicht interessant ist, inwiefern Lockdowns wirken. In der zweiten Welle konnte man laut Valenta verschiedene Vorgehensweisen beobachten. Es gebe Länder, die mit strengen Vorschriften und Lockdowns reagieren, wie etwa Deutschland. In Russland habe man in der zweiten Welle jedoch anders agiert und keinen vollständigen Lockdown durchgeführt. Die Leute tragen zwar Masken und verhalten sich diszipliniert, doch die Lokale sind offen und es wird gearbeitet, sagte Valenta. Bei einem Besuch in Moskau sei ihm aufgefallen, dass die Zahl der mutmaßlichen Neuinfektionen in Moskau etwa ähnlich hoch wie in Österreich sind, das sich im Lockdown befindet. Man müsse sich fragen, was dahinterstecke:

"Wenn ich in Russland Kollegen und Kolleginnen sowie Menschen treffe, dann hatten die meisten schon COVID. Wenn man COVID nicht hatte, wird man als 'COVID-Virgin' bezeichnet und belächelt."

Auf der einen Seite impfe man in Russland sehr stark, aber bei jüngeren Personen versuche man auf der anderen Seite, Infektionen nicht völlig zu verhindern, erklärte Valenta seinen Eindruck. Dadurch komme man scheinbar einer Herdenimmunität nahe. Ob dies tatsächlich funktioniert, werde sich aber erst in Zukunft zeigen. Es gebe auch asiatische Länder wie China, die sehr strenge Vorschriften und Quarantänemaßnahmen haben. Auch diese Maßnahmen scheinen wirksam zu sein.

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