Deutschland

Berliner Polizei: "Widerstand in der Behörde" gegen Impfung mit AstraZeneca

Der Impfstoff des Pharmakonzerns AstraZeneca entwickelt sich zum Ladenhüter. Neben einer mutmaßlich verfehlten Impf-Strategie liegt dies auch an einer gehörigen Skepsis innerhalb der Bevölkerung.
Berliner Polizei: "Widerstand in der Behörde" gegen Impfung mit AstraZenecaQuelle: AFP © Kay Nietfeld

Der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca hat ein veritables Imageproblem. Es begann damit, dass das Unternehmen Ende Januar ankündigte, seine Lieferungen in die EU im ersten Quartal um 60 Prozent zu kürzen. Daraufhin sorgten Berichte für Wirbel, wonach die Wirksamkeit des Vakzins bei über 65-Jährigen nur bei acht Prozent liege. Die allgemeine Wirksamkeit liegt laut Europäischer Arzneimittelbehörde (EMA) bei 60 Prozent. Letztendlich wurde der sogenannte Vektorimpfstoff von AstraZeneca dennoch für die Europäische Kommission zugelassen. Die EU-Kommission folgte damit einer Empfehlung der EMA.

Anders ist die Situation in Deutschland: Da die Wirksamkeit des Corona-Impfstoffs AZD1222 von AstraZeneca bei Älteren nicht ausreichend belegt sei, bleibt die Ständige Impfkommission (STIKO) bei ihrer Empfehlung, das Vakzin nur bei 18- bis 64-Jährigen anzuwenden.

Nun heißt es, dass der Pharmakonzern voraussichtlich auch im zweiten Quartal deutlich weniger seines Impfpräparats an die EU liefern werde, als ursprünglich vereinbart. Wie ein EU-Vertreter erklärte, rechne das Unternehmen damit, zwischen April und Juni weniger als die Hälfte der vertraglich zugesicherten Impfdosen in die Staatengemeinschaft liefern zu können.

Bis zum 23. Februar wurden laut dem Bundesgesundheitsministerium über 7.5 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech/Pfizer, AstraZeneca und Moderna an die Bundesländer ausgeliefert. Gleichzeitig bilde sich ein "Rückstau" bei der Verimpfung der Vakzine.

Von 1,4 Millionen ausgelieferten Dosen des AstraZeneca-Vakzins wurden wie etwa der Spiegel berichtet, bislang gerade einmal 212.000 Dosen verimpft. Unterdessen können sich laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Beschäftigte in Kitas, in der Kindertagespflege sowie in Grund- und Förderschulen nun früher gegen COVID-19 impfen lassen. Für den entsprechenden Personenkreis soll zunächst der Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns zum Einsatz kommen. Die entsprechende Änderung der Impfverordnung trat am Mittwoch in Kraft. Dadurch rutschen Erzieher und Lehrkräfte nun von der dritten in die zweite Gruppe in der Impf-Reihenfolge.

Dafür, dass sich der gemeinsam mit der Oxford University entwickelte Impfstoff von AstraZeneca jetzt in den Kühlschränken stapelt, ist jedoch nicht nur eine bislang mutmaßlich verfehlte Impfstrategie verantwortlich. Aufgrund der schlechten Publicity wächst innerhalb der Bevölkerung die Skepsis gegenüber dem Vakzin.

Die Berliner Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) möchte einen Teil der nun vorrätigen Vakzine des britisch-schwedischen Impfstoffs an die etwa 3.000 Obdachlosen in den Berliner Notunterkünften verimpfen lassen. Am Montag erklärte sie gegenüber der Funke Mediengruppe:

"Es ist in der aktuellen Situation nicht hinnehmbar, dass Impfdosen ungenutzt herumliegen."

Mehr als 30.000 übrig Impfstoffdosen des Herstellers AstraZeneca sind in Berlin derzeit übrig. Breitenbach begrüßt eine neue Priorisierung bei der Impfstoffvergabe. Dabei dürften jedoch die Obdachlosen nicht zu kurz kommen.

"Wir dürfen dabei aber nicht diejenigen vergessen, die keine laute Lobby haben."

Von Vorteil sei dabei, dass die Berliner Obdachlosen im Winter in Notunterkünften unterkämen.

"Im Winter kommen viele von ihnen in einer Notunterkunft unter. Wir könnten und sollten allen Obdachlosen in Notunterkünften jetzt so schnell wie möglich ein Impfangebot machen."

Schon nächste Woche sollen die Impfungen demzufolge beginnen. Als besonders vulnerable Personengruppe befinden sich Obdachlose bisher in der Prioritätsstufe 2. Aufgrund der Vorziehung von Lehrkräften und Erziehern könnte sich die Impfung von Obdachlosen jedoch verzögern.

Derweil genießt auch ein weiterer Personenkreis eine neue Impfpriorität: Berliner Polizisten. Während der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) und die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik die neue Perspektive am Dienstag begrüßten, wonach sich 12.000 Berliner Polizisten nun freiwillig gegen COVID-19 impfen lassen könnten, gebe es nach Informationen der Berliner Zeitung "Widerstand in der Behörde". Unbehagen bereitet den Beamten demzufolge, dass für sie 24.000 Impfdosen des britisch-schwedischen Herstellers zur Verfügung gestellt wurden.

Laut Berliner Zeitung tauschten sich die Polizisten "in internen Chats über ihre Bedenken zu dem Vorhaben der Politik" aus.

"Dabei geht es auch um Nebenwirkungen wie Schüttelfrost oder Ermüdung sowie natürlich den Schutz gegen das Coronavirus."

Verwiesen wird auf Bedenken des Berufsverbands "Unabhängige in der Polizei e. V." Sorgen bereitet dem Sprecher des Berufsverbandes, Jörn Badendick, etwa die durch die Europäische Arzneimittel-Agentur nur mit 60 Prozent angegebene Sicherheit des Vakzins.

Laut Badendick werde das Angebot eines demzufolge "zweitklassigen Impfstoffs" auf wenig Gegenliebe bei den Beamten stoßen.

Auch die Polizeigewerkschaft (GdP) begrüßte währenddessen das Impfangebot, bestätigte jedoch eine wachsende Unsicherheit in den Reihen der Kollegen. Laut dem Berliner GdP-Landeschef Norbert Cioma sei es Sache der Virologen, die Wirksamkeit des Impfstoffs zu beurteilen. Um so entscheidender sei eine tatsächliche Freiwilligkeit der Impfung. 

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