Nahost

Corona-Impfskepsis in Israel nimmt zu

In Israel geht die Impfbereitschaft zurück. Beim selbst ernannten "Impfweltmeister" sind Impfzentren teilweise verwaist, auch muss Impfstoff in manchen Fällen entsorgt werden. Die Regierung treibt die Impfkampagne offenbar nicht ohne Kalkül voran.
Corona-Impfskepsis in Israel nimmt zuQuelle: www.globallookpress.com © Gideon Markowicz

Nachdem in dem Mittelmeerstaat seit Monaten eine weltweit einmalig massive Impfkampagne läuft, zum Teil auch unter massiven Repressionsandrohungen für die muslimischen Bewohner Ostjerusalems, ist die Impfbereitschaft der Bevölkerung nun drastisch zurückgegangen. Nachdem vor allem ältere Israelis und Angehörige sogenannter "Risikogruppen" geimpft worden waren, sträuben sich nun die Jüngeren. Denn klar ist: 93 Prozent der an oder mit COVID-19 Gestorbenen in Israel waren über 60 Jahre alt.

Laut einer Umfrage des israelischen Senders KAN hat etwa ein Drittel der Bevölkerung Bedenken wegen möglicher Nebenwirkungen und Spätfolgen des Impfstoffs. Besonders in den Teilen der Bevölkerung, in denen die Infektionsraten besonders hoch sind, scheint auch die Impfskepsis größer zu sein. Bei den Ultraorthodoxen und arabischen Israelis sind die Impfquoten deutlich niedriger als im Gesamtdurchschnitt der Bevölkerung. Doch auch säkulare Juden äußern sich skeptisch, wie die Mittzwanzigerin Tamila Nazarov:

"Ich habe Angst, mich impfen zu lassen. Das ist doch keine Impfung, das ist noch eine Studie. Niemand kennt die langfristigen Nebenwirkungen. Auch ohne Impfungen wollen wir das Recht haben, in Geschäfte zu gehen, Partys und Restaurants zu besuchen. Wir sind keine Bürger zweiter Klasse."

Sie engagiert sich auch in Facebook-Gruppen von Impfgegnern. Letztere riefen angeblich dazu auf, zum Schein Termine in Impfzentren zu machen und diese dann nicht wahrzunehmen, damit der temperaturempfindliche Impfstoff entsorgt werden muss. Israels Regierung geht inzwischen gegen diese Facebook-Gruppen vor.

Auch darüber hinaus setzt der israelische Staat neue Maßstäbe in der "Bekämpfung der COVID-19-Pandemie". Die israelische Regierung plant sogenannte "Grüne Pässe" einzuführen. Wer zwei Dosen der neuartigen mRNA-Impfstoffe bekommen hat, soll nach ein paar weiteren Tagen etwa Restaurants besuchen dürfen. Nichtgeimpfte müssen draußen bleiben. Manche Orte setzen sich dafür ein, Geimpften bestimmte Steuern zu erlassen. In der Stadt Yavne sollen nur noch geimpfte Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen unterrichten dürfen.

Yael Paran, Ärztin für Infektionskrankheiten, unterstützt derartige Vorhaben. Sie hofft, dass damit die Impfbereitschaft auch bei den Jüngeren endlich steigt.

"Ich bin gegen Zwang. Es gibt Studien, dass Zwang normalerweise nicht zu höheren Impfquoten führt. Vorteile für Geimpfte sind aber keine Sanktionen. Und wir haben vielversprechende Daten, die das rechtfertigen. Dass von Geimpften eine geringere Wahrscheinlichkeit ausgeht, andere anzustecken."

In dem Land mit neun Millionen Einwohnern erhielten bislang rund 3,6 Millionen Menschen die erste Teilimpfung, davon bekamen etwa 2,2 Millionen auch die zweite Dosis.

5.257 Menschen starben an oder mit dem Coronavirus, das entspricht ca. 0,058 Prozent der Bevölkerung. Kritiker von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu verknüpfen das Tempo der Impfungen mit der im März anstehenden Parlamentswahl in dem Mittelmeeranrainerstaat, der vierten in zwei Jahren. Als dann erfolgreicher Manager der "Corona-Krise" könnte der am längsten amtierende Ministerpräsident der israelischen Geschichte als neuer und alter Regierungschef seinem Korruptionsprozess entspannt entgegensehen, denn ein angeklagter Ministerpräsident muss laut dem Gesetz in Israel sein Amt nicht niederlegen. Für den Fall, dass Netanjahu also eine neue Koalition bilden kann, erwarten Beobachter lautFAZ, dass er ein entsprechendes Immunitätsgesetz initiiert.

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