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Venezolanischer Oppositioneller bittet USA, Unterstützung für Guaidó einzustellen

Der venezolanische Oppositionspolitiker Henrique Capriles hat eine mögliche US-Regierung unter Joe Biden aufgefordert, die Unterstützung für den selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó einzustellen. Der Oppositionelle kritisiert somit Opposition ebenso wie "Verbündete".
Venezolanischer Oppositioneller bittet USA, Unterstützung für Guaidó einzustellenQuelle: AFP © Yuri CORTEZ / AFP

Eine künftige Regierung unter Joe Biden "muss verstehen", dass die Bemühungen, Guaidó trotz rückläufiger Unterstützung selbst unter der venezolanischen Opposition zu stützen, "erschöpft" sind und "dem Status quo keinen Fortbestand verleihen können", erklärte Capriles am Mittwoch in einem Interview mit der BBC.

Er rief Washington und die Europäische Union dazu auf, der Opposition in Caracas zu helfen, "für faire Wahlbedingungen zu kämpfen". Der Aufruf ist im Lichte der Abstimmungsergebnisse in Venezuela in diesem Monat zu sehen. Die Regierungspartei PSUV hat nun die Kontrolle über die Nationalversammlung, die früher eine Hochburg der Opposition war, übernommen. Wie schon im Jahr 2018 boykottierte der Großteil der Opposition die Abstimmung, was Maduro diesmal die sprichwörtliche dreispurige Autobahn zum Sieg freiräumte.

Realsatire in Legitimitätsbedenken

Capriles stellte die Klugheit von Guaidós Plan für die Zeit nach der Wahl infrage. Dieser sieht vor, dass der sogenannte Interimspräsident und seine Unterstützer in der Nationalversammlung weiterhin an ihren Titeln festhalten, obwohl ihre fünfjährige Amtszeit im nächsten Monat endet. Solch ein vermeintlich komplizierter Präzedenzfall einer Missachtung von Wahlergebnissen würde "Maduro die Tür dafür öffnen, seine Regierungszeit zu verlängern, ohne eine Wahl abzuhalten", betonte Capriles. Dabei übersah er anscheinend, dass sich ausgerechnet Guaidó unter vollumfänglicher Missachtung von Wahlergebnissen zu einem Interimspräsidenten erklärt hatte.

Harter Tobak gegen Kollegen und "Verbündete"

Natürlich sollte das Interview von Henrique Capriles an die BBC die offensichtliche Funktion einer PR-Aktion erfüllen. Er machte überdeutlich, dass er der Mann sei, der die Opposition anführen sollte. Er betonte, zwar selber nie arm gewesen zu sein, die Armut jedoch zu "verstehen". Das Interessante an dem Interview ist jedoch, wie hart Capriles nicht nur gegen seinen Mitstreiter und Konkurrenten Juan Guaidó ins Gericht geht, sondern mit der gesamten venezolanischen Opposition, der außenpolitischen Strategie der USA gegenüber Venezuela sowie der Zurechnungsfähigkeit vieler Exilkubaner und –venezolaner in den USA.

Capriles, der selbst zweimal für das Präsidentenamt kandidierte, bevor es ihm verboten wurde, betonte zwar, an eine Einheit Venezuelas zu glauben, beklagte aber im selben Atemzug das Fehlen einer kompetenten Führungsfigur in der Opposition. Es gebe "niemanden, der ein Boss ist" und Maduro die Stirn bieten könne, so Capriles. Was bleibt sei "nichts als Plattitüden" und leere Reden von Leuten wie Guaidó.

Besonders harte Worte hatte Capriles für Donald Trump übrig. Er beschuldigte den US-Präsidenten, die Krise in Venezuela auszunutzen, um Wählerstimmen im US-Bundesstaat Florida zu gewinnen. Dort lebt eine große Gemeinschaft von Emigranten aus Kuba und Venezuela, die den Sozialismus zumeist abgrundtief hassen. Diese Venezolaner wurden durch Trumps Unterstützung für Guaidó getäuscht, erklärte Capriles. Er beschrieb, wie sich seine Landsleute in den USA gegenüber Trump in einen Fanatismus hineinsteigerten "bis hin zum völligen Verlust der Zurechnungsfähigkeit, als sei er ein Gott."

Seine Geduld mit Guaidó verlor Capriles vor Monaten infolge der gescheiterten Machtübernahme. Capriles gelobte im September, Venezolaner, die mit Maduros Regierung unzufrieden sind, hätten bei der nächsten Wahl tatsächliche Alternativen. Hiermit widersetzte er sich Guaidós Aufruf, die Wahlen zu boykottieren. Capriles forderte die Opposition zudem auf, "sich im Internet nicht länger als eine Regierung aufzuspielen".

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