Deutschland

Den Kirchen laufen die Gläubigen weg

Der Exodus aus den beiden großen Kirchen nahm im vergangenen Jahr erneut an Fahrt auf. Es traten noch mal deutlich mehr Menschen aus als vorher – auch ohne aktuellen Skandal. Die Kirchenvertreter reagieren besorgt. Einige wittern in der Corona-Krise auch eine Chance.
Den Kirchen laufen die Gläubigen wegQuelle: www.globallookpress.com © imagebroker/Alfred Schauhuber

Immer mehr Menschen treten in Deutschland aus der Kirche aus – vergangenes Jahr waren es mehr als eine halbe Million. Bei den Katholiken kehrten 272.771 Menschen der Kirche den Rücken, 26 Prozent mehr als 2018. Dies sei die bisher höchste Zahl überhaupt, bestätigte eine Sprecherin. Bei den Protestanten traten etwa 270.000 Menschen aus der Kirche aus, rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl sei eine nach oben aufgerundete Hochrechnung und dürfte am Ende knapp unter der bisherigen Höchstmarke liegen, erläuterte ein Sprecher.

Es gibt jetzt in Deutschland noch 22,6 Millionen Katholiken und 20,7 Millionen Protestanten. Die Zahlen wurden am Freitag von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) in Bonn und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Hannover mitgeteilt.

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte, an den Zahlen gebe es "nichts schönzureden". Bisweilen seien "mutige Veränderungen" erforderlich, und eben deshalb hätten die deutschen Katholiken den Reformprozess Synodaler Weg eingeleitet.

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte der Deutschen Presse-Agentur:

Die aktuellen Zahlen bedrücken uns." Er versprach: "Die Kirche will sich verändern und tut dies jetzt schon."

So seien während der Corona-Krise neue digitalisierte Formate entstanden, die gut ankämen. Überhaupt sieht Bedford-Strohm in Corona eine Chance:

Viele Menschen machen jetzt die Erfahrung, dass die plötzliche Unterbrechung des bisherigen Lebens und die Ungewissheit, wie es weitergehen wird, schwer auszuhalten ist. Der Glaube gibt Kraft dazu.

Im laufenden Jahr erwartet die EKD aufgrund der Pandemie allerdings einen deutlichen Rückgang der Kirchensteuereinnahmen von – je nach wirtschaftlicher Entwicklung – zehn bis 25 Prozent. Auch die katholische Kirche rechnet mit deutlich weniger Kirchensteuereinnahmen aufgrund von Corona.

Der Kirchenrechtler Thomas Schüller wies darauf hin, dass die Austrittswelle unabhängig von aktuellen Ereignissen erfolge:

Ohne erkennbare Skandale verliert die katholische Kirche jegliche Bindungskraft, und es wirkt so, als müsse ein Katholik eher begründen, warum er in seiner Kirche bleibt", sagte Schüller der Deutschen Presse-Agentur.

Insbesondere Frauen, die bisher in Pfarreien engagiert mitgearbeitet hätten, zögen zunehmend die Konsequenzen aus einer fehlenden Bereitschaft zur Veränderung.

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(dpa/rt)

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