Gesellschaft

WDR-Reporterin wirft Frankreichs Ex-Staatschef sexuelle Belästigung vor

Eine Reporterin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) wirft Frankreichs Ex-Staatschef Valéry Giscard d'Estaing vor, sie im Jahr 2018 sexuell belästigt zu haben. Der 94-Jährige erinnere sich nicht an den Vorfall, über den sich die Journalistin beklage, teilt sein Anwalt mit.
WDR-Reporterin wirft Frankreichs Ex-Staatschef sexuelle Belästigung vorQuelle: AFP © AFP PHOTO / WDR / PRIVATE

Am Donnerstag haben die Süddeutsche Zeitung und die französische Tageszeitung Le Monde über die Vorwürfe berichtet. Die Journalistin Ann-Kathrin Stracke sagte, der Ex-Präsident habe ihr "nach einem Interview, das ich mit ihm im Dezember 2018 in Paris geführt habe, mehrfach an das Gesäß gefasst". Der Vorfall soll sich ereignet haben, als die Reporterin den Ex-Präsidenten fragte, ob man mit dem Team noch ein Foto machen könne. Während der Aufnahme soll Giscard d'Estaing seinen Arm um ihre Taille gelegt und seine Hand über die Hüften Richtung Gesäß bewegt haben. Die Journalistin soll versucht haben, seinen Arm wegzudrücken, was ihr aber nicht gelungen sei. Zum Abschied soll Giscard d'Estaing zu ihr auf Deutsch "träumen Sie süß" gesagt haben, berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Die Situation sei für sie "extrem degradierend, extrem herabsetzend" gewesen. Im März 2020 erstattete sie Strafanzeige wegen sexueller Belästigung. Die 37-Jährige betonte:

Ich habe sehr lange darüber nachgedacht, ob ich es veröffentliche.

Auf eine Anfrage am Donnerstag an das Büro Giscard d'Estaings teilte Anwalt Jean-Marc Fédida mit, sein Mandant erinnere sich nicht an die Ereignisse, über die sich die Journalistin beklage, und wisse nichts über den rechtlichen Schritt. Giscard d'Estaing selbst werde derzeit zwar keine Stellung zu den Vorwürfen beziehen. Der Ex-Staatschef betrachte das Ganze aber als einen "besonders unwürdigen und verletzenden Medienangriff", wie der Anwalt betonte. 

Laut dem Bericht der SZ erklärte Bürochef Olivier Revol in einem Telefonat, es tue Giscard d'Estaing sehr leid, wenn die Vorwürfe stimmen sollten. Revol wies auf das hohe Alter Giscard d'Estaings hin. Die Zeitung Le Monde zitierte Revol folgendermaßen: "Falls das, was ihm vorgeworfen wird, wahr wäre, wäre er natürlich darüber bestürzt, aber er erinnert sich an nichts". Revol sagte der Zeitung auch, es sei seiner eigenen Erinnerung nach das erste Mal, dass der Ex-Staatschef mit einer derartigen Anschuldigung konfrontiert werde.

Der Westdeutsche Rundfunk schrieb in einem Artikel auf seiner Webseite:

Der WDR ist seit Beginn an mit dem Vorgang befasst und hält die Vorwürfe für glaubwürdig. Die Kollegin hatte sich nach dem Vorfall direkt an ihre Redaktionsleitung gewandt. Danach wurden die Direktion und das Justiziariat eingebunden. Der WDR hat der Mitarbeiterin das Angebot gemacht, sich zusätzlich zu den internen Gesprächen auch einer externen neutralen Stelle anzuvertrauen. Davon hat sie Gebrauch gemacht. 

Dem Sender zufolge bestand das Team an dem Interviewtag aus Stracke, einem Kameramann und einer Tonassistentin. Der Kameramann bestätige den Angaben zufolge die Vorwürfe. Der Programmdirektor für Information, Fiktion und Unterhaltung, Jörg Schönenborn, sagte:

Es verdient großen Respekt, wenn eine Mitarbeiterin den Mut hat, sich nach einem solch einschneidenden Erlebnis nicht nur an ihre Vorgesetzten im WDR, sondern auch an die Öffentlichkeit zu wenden.

Giscard d'Estaing ist der älteste noch lebende Ex-Staatschef Frankreichs.

Der Politiker amtierte von 1974 bis 1981 im Élysée-Palast. Trotz seines hohen Alters ist er noch immer in Paris auf Veranstaltungen zu sehen. In der Öffentlichkeit äußert er sich vor allem zu EU-Fragen.

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