Nahost

Türkei geht gegen Blockaden in Idlib vor und zieht sich Ärger von extremistischen Weggefährten zu

Die Waffenruhe in der syrischen Provinz Idlib hält größtenteils, nachdem sich die Türkei und Russland vergangenen Monat in Moskau auf eine solche verständigt hatten. Seitdem protestieren Aktivisten und Dschihadisten gleichermaßen mit Sitzblockaden gegen die russisch-türkischen Patrouillen.
Türkei geht gegen Blockaden in Idlib vor und zieht sich Ärger von extremistischen Weggefährten zuQuelle: AFP © Abdulwajed Haj Esteifi

Die von den Terroristen der Hai'at Tahrir asch-Scham (HTS) verfolgte Strategie in der syrischen Provinz Idlib wäre fast aufgegangen, als sie mit Provokationen und Angriffen auf syrische und russische Stellungen die syrische Armee mit russischer Unterstützung zur Offensive gezwungen haben. Sie rechneten fest damit, dass die Türkei als ihre Schutzmacht zu Hilfe eilen würde, was auch tatsächlich geschah.

Bei den daraufhin ausgebrochenen Kämpfen standen sich dann nicht mehr nur die verschiedenen Terroristen und Dschihadistengruppierungen auf einer Seite gegenüber, sondern auch die türkische Armee. Damit wuchs das Risiko, dass sich die Türkei und Russland plötzlich auf dem Schlachtfeld in Syrien gegenüberstehen, was eine vollkommen neue Qualität des seit neun Jahren tobenden Krieges bedeutet hätte.

Das begriffen natürlich sowohl der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan als auch sein russischer Amtskollege Wladimir Putin. Als sich die Situation nach einem Luftangriff auf türkische Truppen am 27. Februar dramatisch verschlimmerte, zeigte sich Erdoğan bereit, nach Moskau zu reisen, um sich mit Putin zu treffen. Dieser hatte zuvor einen von Angela Merkel und Emmanuel Macron vorgeschlagenen Vierergipfel in Istanbul abgelehnt.

Bei dem Treffen zwischen den beiden Präsidenten in Moskau handelten sie in stundenlangen Verhandlungen eine Waffenruhe für Idlib aus, die entgegen allen Erwartungen nach wie vor überwiegend hält. Vereinbart wurden auch gemeinsame russisch-türkische Patrouillen entlang der strategisch wichtigen Autobahn M4, die von Latakia nach Saraqib führt.

Für die Dschihadisten und Terroristen, die die Türkei zuvor jahrelang unterstützt hatte, kam diese Vereinbarung einem Verrat gleich. Wohlwissend aber, dass sie nach wie vor in totaler Abhängigkeit Ankaras stehen (Waffen, Nachschub, Geld, etc.), blieb ihnen keine andere Wahl, als diese Tatsachen zu akzeptieren. Die Offensive der syrischen Armee mit russischer Luftunterstützung hatte für sehr hohe Verluste gesorgt, so dass sie auch auf den Schutz der türkischen Armee angewiesen waren.

Dennoch formierte sich schnell Protest gegen diese neue Realität in Form von Sitzblockaden, an denen politische Aktivisten und lokale Muhtare teilnahmen. Dazu gesellten sich mit der Zeit immer mehr Kämpfer, deren Gruppierungen die Finanzierung der Blockade übernahmen und so Einfluss auf diese Bewegung gewannen. Mohammed Salameh, Vorsitzender des politischen Komitees von Idlib, sagte gegenüber dem Nachrichtenportal Middle East Eye:

Es kann nicht bestritten werden, dass es dort Streitkräfte gibt, die einen Teil der Sitzblockade finanzieren. Ohne die Zustimmung der Streitkräfte die Idlib kontrollieren, können die Sitzblockaden nicht stattfinden.  

Anfang der Woche spitzte sich die Situation zu, als türkische Militärpolizisten ein solches "Protestlager" auf der M4-Autobahn räumten, um eine Patrouille durchführen zu können, nachdem russische Militärfahrzeuge blockiert wurden. Bei der Räumung setzten die Türken auch Tränengas ein und gingen wenig zimperlich gegen die Weggefährten von gestern vor.

In der Folge eskalierte die Situation, als sich die HTS Kämpfe mit der Faylaq Al-Sham lieferte, die eng an der Seite der Türkei steht, und damit einen Einsatz von türkischen Kampftruppen auslöste, um die Situation zu beruhigen.     

Seitdem hat sich die Lage zwar beruhigt, so dass am Mittwoch die vierte gemeinsame russisch-türkische Patrouille entlang der M4-Autobahn stattfinden konnte, wie das Verteidigungsministerium in Ankara mitteilte. 

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