Afrika

Mantel des Schweigens: US-Militär erklärt bei Luftangriffen getötete Somalis zu Terroristen

In ihrer jüngsten Meldung zur Situation in Somalia berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International über die US-geführten Luftangriffe auf Somalia, deren Zahl weiter zunimmt. Innerhalb von drei Jahren seien Dutzende von Zivilisten ums Leben gekommen.
Mantel des Schweigens: US-Militär erklärt bei Luftangriffen getötete Somalis zu TerroristenQuelle: www.globallookpress.com © Louie Palu/ZUMAPRESS.com

In ihrer jüngsten Meldung vom Mittwoch berichtet die Menschenrechtsorganisation Amnesty International vom weiteren Anstieg der Zahl ziviler Opfer im geheimen Luftkrieg des US-Militärs in Somalia. Allein in den vergangenen drei Jahren – seit April 2017 – hätten die USA ihre Angriffe auf das Land "dramatisch erhöht".

Demnach habe das Afrika-Kommando der USA (AFRICOM) 176 Luftangriffe auf Somalia durchgeführt. In der Summe hätten sich die Angriffe im Berichtszeitraum mehr als verdreifacht. Auf Somalia wurden bisher mehr Angriffe als auf Libyen und den Jemen zusammen geflogen. Dabei kommen sowohl bemannte Kampfflugzeuge als auch unbemannte Drohnen zum Einsatz.

Über die genaue Anzahl von Zivilisten, die bei den Luftangriffen ums Leben kamen, gibt es keine verlässlichen Daten. Falls jedoch die Schätzungen staatlicher und nichtstaatlicher Einrichtungen zur Lage in der Region zutreffen, sind die US-geführten Luftangriffe auf Somalia als eindeutig völkerrechtswidrig einzustufen. Insofern kann es nicht verwundern, dass dem US-Militär sehr daran gelegen ist, die tatsächlichen Zahlen ziviler Opfer ihrer Luftangriffe geheim zu halten.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen kam Amnesty International zu der Vermutung, dass die USA einen "Mantel der Schweigens" über die zivilen Todesopfer legen wollen, um von "möglichen Kriegsverbrechen abzulenken". Es wird über die Untersuchung von fünf der jüngsten Vorfälle in Somalia berichtet, bei denen 14 Zivilisten getötet und 8 verletzt wurden, darunter mehrere Kinder. Er liefert darüber hinaus glaubwürdige Beweise dafür, dass für mindestens vier dieser Vorfälle – für einen fünften zumindest plausibel – US-Luftangriffe verantwortlich sind.

Deprose Muchena, Direktorin im Ressort für Ost- und Südafrika von Amnesty International sagte:

Die Beweise häufen sich und es ist ziemlich schockierend. AFRICOM scheitert nicht nur völlig an seiner Mission, zivile Opfer in Somalia zu melden, sondern es scheint sich auch nicht um das Schicksal der zahlreichen Familien zu kümmern, die es vollständig auseinandergerissen hat.

Muchena zufolge bedienen sich die Vereinigten Staaten von Amerika hierbei eines sehr simplen Tricks: Sie münzen die zivilen  Todesopfer ihrer Luftangriffe einfach in vermeintliche Terroristen um.

Allein im Februar registrierte Amnesty International zwei weitere solcher tödlichen Angriffe. In beiden Fällen gab AFRICOM Pressemitteilungen heraus. Und in beiden wurde behauptet, man habe al-Shabaab-Terroristen getötet, ohne jedoch Beweise für die angeblichen Verbindungen der Opfer zu dieser bewaffneten Gruppe zu liefern. Muchena kommentiert das wörtlich:

Wir haben Fall für Fall des eskalierenden Luftkriegs der USA gegen Somalia dokumentiert. AFRICOM glaubt, dass es seine zivilen Opfer einfach als Terroristen verleumden kann, ohne dass Fragen gestellt werden. Das US-Militär muss in diesen Fällen seinen Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachkommen und wahrheitsgemäß Rechenschaft ablegen.

Amnesty International beschreibt die Abläufe in diesen beiden Fällen so:

Am 2. Februar, gegen 20 Uhr, saß eine fünfköpfige Familie zum Abendessen in der Stadt Jilib in der Region Jubbada Dhexe, als eine Lenkwaffe abgeworfen wurde. Nurto Kusow Omar Abukar, eine 18-jährige Frau, wurde von einem Schwermetallfragment am Kopf getroffen und sofort getötet. Bei dem Angriff wurden ihre beiden jüngeren Schwestern Fatuma und Adey im Alter von 12 und sieben Jahren sowie ihre Großmutter Khadija Mohamed Gedow verletzt.

Am Nachmittag des 24. Februar 2020 traf eine US-Hellfire-Rakete die Masalanja-Farm in der Nähe des Dorfes Kumbareere, 10 Kilometer nördlich von Jilib. Hierbei wurde der 53-jährige Mohamud Salad Mohamud getötet. Er war Bananenbauer und lokaler Büroleiter bei Hormuud Telecom. Er hinterließ eine Frau und acht Kinder.

Ein hochrangiger, namentlich nicht genannter Vertreter der Hormuud Telecom drückte sein Unverständnis darüber aus, dass Mohamud Salad Mohamud ausgerechnet von den USA ins Visier genommen wurde. Der Getötete hatte selbst für internationale humanitäre Organisationen gearbeitet und war mehrmals von al-Shabaab-Milizen festgenommen worden. Wegen seiner angeblichen Mitgliedschaft zu ausgerechnet dieser terroristischen Miliz, deren Opfer er zuvor war, wurde er nun vom US-Militär getötet.

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