Russland

Brandkatastrophe am Moskauer Flughafen Scheremetjewo: Viele Opfer trotz schneller Hilfe

Aufnahmen eines brennenden russischen Passagierjets und dramatische Bilder seiner Notlandung auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo gingen gestern um die Welt. Über die mögliche Ursache des Unglücks gibt es bislang keine abschließende Meinung.
Brandkatastrophe am Moskauer Flughafen Scheremetjewo: Viele Opfer trotz schneller HilfeQuelle: Reuters

Laut der aktuellen Meldung des russischen Ermittlungskomitees werden derzeit verschiedene Versionen des Geschehens berücksichtigt, die zur Katastrophe mit bislang 41 Todesopfern geführt haben könnten. Dazu zählen Piloten- und/oder Lotsenfehler, unzureichende Inspektion, Fehlfunktionen des Flugzeugs und ungünstige Wetterbedingungen. Die Auswertung des Flugschreibers, der am Unfallort gefunden wurde, kann mehrere Tage in Anspruch nehmen. Als eine mögliche Ursache für die technischen Probleme wird ein Blitzschlag vermutet. 

Das Flugzeug sei von einem Blitz getroffen worden, soll der Pilot, der die Unglücksmaschine gelandet hat, laut mehreren Medienberichten bestätigt haben.

Durch den Einschlag habe man den Funkkontakt kurz verloren. "Wir haben es aber geschafft, über eine Notfrequenz wieder Kontakt aufzunehmen, wenn auch nur in unregelmäßigen Abständen", so der Pilot. Nach der Landung habe zuerst der zweite Pilot die Maschine verlassen, dann sei er ihm gefolgt. Um alle Umstände des Vorfalls zu klären, werden derzeit von den Ermittlern Opfer, Zeugen, Mitarbeiter des Flughafens und der Fluggesellschaft sowie andere für den Betrieb dieses Flugzeugs verantwortliche Personen befragt.

Laut des Flugzeugherstellers Suchoi wurde das Flugzeug mit der Seriennummer 95135 im August 2017 hergestellt und die letzte Wartung Anfang April 2019 durchgeführt. Die Maschine wurde für kürzere Inlandsflüge beansprucht; die durchschnittliche tägliche Flugdauer betrug sieben Stunden. 

Der russische Premierminister Dmitri Medwedew verfügte die Einrichtung einer Sonderkommission unter der Leitung des Verkehrsministers Jewgeni Dietrich, die die Umstände des Absturzes untersuchen soll. Ihm zufolge gebe es im Moment keinen Grund, den Betrieb des russischen Flugzeugs vom Typ Suchoi SuperJet 100 auszusetzen.

Wie es zur Katastrophe kam  

Das Passagierflugzeug Suchoi SuperJet 100-95B der Fluglinie Aeroflot (Flug SU-1492) mit der Kennung RA-89098, das von Moskau nach Murmansk abflog, startete um 18:02 Uhr Moskauer Zeit vom Flughafen Scheremetjewo. Das Flugzeug lief problemlos entlang der Start- und Landebahn, hob erfolgreich vom Boden ab und erreichte gegen 18:07 Uhr eine Höhe von 3.600 Metern. An dieser Stelle informierte der Kommandant der Besatzung den Fluglotsen über die Probleme und bat um eine Erlaubnis zur Notlandung. Wegen des Ausfalls des Funkverkehrs hatte er keine Zeit, sich anders zu äußern. Zu diesem Zeitpunkt betrug die Geschwindigkeit des Flugzeugs fast 650 km/h.

Einige Zeit nach dem Start machte die Crew der Passagiermaschine den Fluglotsen jedoch darauf aufmerksam, dass die Funkkommunikation zu verlieren droht, und beschloss dann, zum Flughafen zurückzukehren. Später sagten SSJ-100-Besatzungsmitglieder, dass der Verlust der Funkkommunikation durch Blitzeinschläge hätte beeinträchtigt werden können, was auch dazu führte, dass die Piloten in den manuellen Kontrollmodus wechselten. 

Gegen 18:20 Uhr begann das Flugzeug ein zweites Mal abzusteigen. Die Start- und Landebahn wurde bereits für die Notlandung freigegeben. Die Besatzung musste die Maschine unter kritischen Umständen landen: bei einer Geschwindigkeit von ca. 300 km/h, bei schlechtem Wetter, fehlender Kommunikation mit Fluglotsen und dem maximalen Landegewicht (bei vollen Tanks).

Auf den Videoaufzeichnungen des Notfalls ist zu sehen, wie das Flugzeug nach zwei Aufsetzern erneut abhebt (von der Start- und Landebahn abprallt), offenbar wegen zu hoher Vertikalgeschwindigkeit. Bei der dritten Berührung bricht offenbar das Hauptfahrwerk, wodurch sich Motoren und dann Kraftstoff entzündeten.

Um 18:30 Uhr Moskauer Zeit machte die Passagiermaschine eine harte Landung auf der Start- und Landebahn; danach gab es ein Feuer", sagte der Pressedienst von Scheremetjewo.

Die Rettung

Nach dem Stoppen auf der Start- und Landebahn wurden Notrutschen an den vorderen Türen aktiviert und die Passagiere evakuiert. Maxim Fetisow, der Pressesekretär von Aeroflot, sagte, dass die Evakuierung der Passagiere 55 Sekunden (bei einer Standardzeit von 90 Sekunden) dauerte. Feuerwehr und Krankenwagen kamen rasch am Einsatzort an. Rettungskräfte versuchten, in das hintere Ende der Kabine einzudringen, in dem sich die Passagiere verschanzt hatten. 37 Personen, darunter vier Crewmitglieder, konnten gerettet werden. 

Der Crew-Leiter war der Letzte, der die brennende Maschine verlassen hatte, fügte Aeroflot hinzu.

"Um 18:32 Uhr Moskauer Zeit kamen ein Notfallteam und medizinische Besatzungen sofort an die Unfallstelle, um die Passagiere und die Besatzung zu evakuieren und zu unterstützen", sagte Scheremetjew in einer Pressemitteilung.

Nach Angaben des Ministeriums für Notfallsituationen wurde das Feuer um 18:30 Uhr gemeldet. Nach zehn Minuten war das Feuer lokalisiert, und um 18:48 Uhr begannen die Feuerwehrleute mit dem Löschen des Feuers. Hierfür waren 45 Fahrzeuge und 146 Personen beteiligt. 

Die Mehrheit der Passagiere ist an Rauchvergiftungen gestorben. Bis zu drei Personen, die gerettet wurden, schweben derzeit in Lebensgefahr. Zu den insgesamt 41 Todesopfern soll laut Medienberichten auch der US-Amerikaner Jeremy Brooks zählen. 26 Opfer sollen gemäß der Nachrichtenagentur TASS aus der russischen Stadt Murmansk – dem ursprünglichen Zielort der Maschine – stammen, darunter zwei Kinder.

Das Verhalten der Crewmitglieder

Die Besatzung zeigte sich vorbildlich: Unmittelbar nachdem die Maschine zum Stoppen gekommen war, wurden auf beiden Seiten Notfallrutschen aktiviert. 

Noch bevor das Flugzeug stillstand, seien alle Passagiere von ihren Sitzen aufgestanden und hätten sich nach vorne gedrängt, erzählte die Flugbegleiterin Tatjana Kasatkina gegenüber Medien. Kurz darauf habe sofort die Evakuierung der Maschine begonnen.

Zu diesem Zeitpunkt sei noch kein Feuer in der Kabine zu sehen gewesen. "Ich kickte mit meinem Bein gegen die Tür und stieß die Passagiere nach draußen", so die 34-Jährige. Um die Evakuierung zu beschleunigen, habe sie am Ende jeden einzelnen Flugzeuginsassen gepackt und ihn nach draußen befördert.

In den sozialen Medien wird derzeit spekuliert, ob Passagiere vor dem Verlassen des Flugzeugs noch ihr Handgepäck mitnehmen wollten. Auf einem Video, das die fliehenden Gäste zeigt, haben mehrere Personen ihr Handgepäck dabei. Laut der Liste der Überlebenden haben alle Insassen aus den ersten zehn Reihen überlebt. Aus den Reihen 11-20 konnten sich nur fünf Personen retten. 

Nicht nur Kasatkina rettete unzählige Leben, sondern auch Flugbegleiter Maxim Moisejew. Er versuchte zuerst, eine Tür im brennenden hinteren Teil des Flugzeugs zu öffnen. Als ihm dies nicht gelang, blieb er trotzdem an Bord und half den Passagieren, das Flugzeug auf anderen Wegen zu verlassen. Er blieb so lange in der brennenden Maschine, bis alle Menschen in Sicherheit waren – und starb anschließend in den Flammen. Er wurde nur 22 Jahre alt; nach Angaben seiner Familienangehörigen sei Flugbegleiter sein Traumjob gewesen. 

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