International

Für die "nationale Sicherheit": US-Unternehmen sollen Seltene Erden in Afghanistan ausbeuten

17 Jahre dauert der Krieg bereits und neue Berichte legen nicht nahe, dass er bald endet. Nach einem Treffen Trumps mit seinem afghanischen Amtskollegen sollen US-Unternehmen nun planen, die enormen Vorkommen an Seltenen Erden in Afghanistan zu "entwickeln".
Für die "nationale Sicherheit": US-Unternehmen sollen Seltene Erden in Afghanistan ausbeutenQuelle: Reuters

US-Unternehmen planen, eine größere Rolle bei der Gewinnung der enormen Vorkommen an wertvollen Seltenen Erden zu spielen, berichteteReuters, nachdem US-Präsident Donald Trump am Donnerstag seinen afghanischen Amtskollegen Ashraf Ghani getroffen hatte.

Erst vor wenigen Tagen verkündete US-Präsident Donald Trump die Absicht, die eigenen Soldaten nicht nur aus Syrien, sondern auch die Hälfte der rund 14.000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten abziehen zu wollen. Dem widersprach prompt ein Sprecher des nationalen US-Sicherheitsrats:

Der Präsident hat nicht den Willen gezeigt, die militärische Präsenz der USA in Afghanistan zu verringern und er hat das Verteidigungsministerium nicht angewiesen, den Prozess des Rückzugs von US-Personal aus Afghanistan einzuleiten", erklärte Sprecher Garrett Marquis.

Doch von einer konkreten Einleitung des Abzugsprozesses hatte Trump ohnehin nicht gesprochen. Die neuesten Entwicklungen könnten nun auch ein generelles Umdenken Trumps fördern – wenn es sich nicht ohnehin nur um eine rein taktisch motivierte Aussage gehandelt haben sollte. Hintergrund ist ein Treffen des US-Präsidenten mit seinem afghanischen Amtskollegen Aschraf Ghani. Bei dem Treffen das vergangene Woche in New York stattfand, spielten demzufolge auch die enormen Vorkommen an Seltenen Erden in der afghanischen Erde eine Rolle. So heißt es, dass beide das Ansinnen unterstützten, die Reserven des bettelarmen Landes an Seltenen Erden zu "entwickeln".

Die vermeintlichen Entwicklungshelfer wären demnach US-Unternehmen und das "trotz enormer Hindernisse für den industriellen Abbau im Land". Doch diese Probleme könnten durch die Tatsache wettgemacht werden, dass die Preise für seltene Erden aufgrund der immer weiter steigenden Nachfrage zuletzt in die Höhe schnellten. Experten äußerten demnach bereits die Ansicht, dass die Erschließung daher einer Kosten-Nutzen-Analyse durchaus standhalten würde.

Die Aussagen auf einem Treffen in New York waren die letzte in einer Reihe von Stellungnahmen, in denen sowohl US-Beamte als auch die afghanische Regierung den potenziellen strategischen Wert der riesigen und weitgehend unerschlossenen Mineralreserven Afghanistans hervorgehoben haben", heißt es weiter.

Tatsächlich verfügt das Land am Hindukusch über einige der weltweit größten und bisher nicht abgebauten Reserven an Seltenen Erden, die vor allem für die Elektronik-, High-Tech- und Militärindustrie von immer größerer Bedeutung sind, darunter Lithium; aber auch Gold und verschiedene Edelsteine finden sich in erheblichem Ausmaß im Boden. Schätzungen gehen von einem Gesamtwert an Seltenen Erden von mindestens einer Billion US-Dollar aus.

Insgesamt schlummern demnach 15 der metallischen Elemente im Umfang von einer Million metrischen Tonnen im Boden etwa der umkämpften afghanischen Helmand-Provinz. Die Angaben gehen zurück auf eine Studie des U.S. Geological Survey, finanziert von der "Department of Defense's Task Force for Business and Stability Operations" (TFBSO). Deren Experten waren es demnach auch, die den Vorkommen vor Ort auf die Spur kamen. Auch Kupfer und Eisen finden sich, von den enormen Ölvorkommen ganz zu schweigen.

Mehr zum Thema - "Kampf dem Terrorismus": Trump verteidigt Sowjet-Intervention in Afghanistan – Mainstream flippt aus

Nicht ohne Grund also besprachen Trump und Ghani demnach auch die Schwierigkeiten, mit denen die Erschließung der Vorkommen verknüpft sei, darunter der ungebrochene Widerstand der Taliban, auch und vor allem in der Region Helmand. Wie es bei investigativen US-Medien heißt, bekundeten beide vor diesem Hintergrund ihr Engagement für Trumps Afghanistan-Strategie, die, entgegen seinen Versprechungen im Wahlkampf, darin bestehe, die US-Streitkräfte auf unbestimmte Zeit im Land zu belassen. Bei Reuters heißt es wiederum, dass "beide Staatsoberhäupter bekräftigten auch ihr Engagement für Trumps neue Südasien-Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus."

Auch wenn das Thema aktuell wieder Beachtung erhält, hat das US-Militär allerdings bereits seit etwa einem Jahrzehnt ein Auge auf den potentiellen Reichtum Afghanistans geworfen. Bereits 2010 zitierten die New York Times aus einem Pentagon-Memo aus dem Jahr 2007. Darin heißt es demzufolge, dass Afghanistan das Zeug zum "Saudi-Arabien des Lithiums" besitze.

Es gibt hier (in Afghanistan) ein atemberaubendes Potenzial," wird außerdem der ehemalige CIA-Direktor und Oberbefehlshaber der US-Truppen in Afghanistan, General David Petraeus, zitiert.

In einem Artikel vom Juli 2017 wird man noch etwas konkreter. So schaue sich auch etwa ein "informeller Berater" Trumps in Sachen Afghanistan, der Milliardär und Investor Stephen A. Feinberg, bereits nach Möglichgkeiten um, die Mineralien Afghanistans "auszubeuten".

Herr Feinberg besitzt eine große militärische Vertragsfirma, DynCorp International, die eine Rolle bei der Bewachung von Minen spielen könnte – ein großes Anliegen, da einige der reichsten Lagerstätten Afghanistans in Gebieten liegen, die von den Taliban kontrolliert werden.

Neben den Interessen der US-Wirtschaft geht es für Trump aber auch um die "nationale Sicherheit" – der USA. Auch beim Thema der enormen Kosten des längsten kontinuierlichen Militäreinsatzes in der US-Geschichte erhofft man sich offensichtlich Abhilfe und selbstverständlich sollen auch die Afghanen profitieren:

Sie [Trump und Ghani] waren sich einig, dass solche Initiativen amerikanischen Unternehmen helfen würden, Materialien zu entwickeln, die für die nationale Sicherheit entscheidend sind, während sie die Wirtschaft Afghanistans wachsen lassen und neue Arbeitsplätze in beiden Ländern schaffen, wodurch sie einen Teil der Kosten für die Unterstützung der Vereinigten Staaten abdecken würden, da die Afghanen selbstständiger werden", heißt es aus dem Weißen Haus.

Neben der vermeintlichen Entwicklung Afghanistans dürften jedoch auch geostrategische Überlegungen Washington antreiben. Es ist China, das derzeit über 95 Prozent der weltweit verwertbaren Produktionskapazitäten für Seltene Erden verfügt und auch in Afghanistan hat Peking längst einen Fuß in der Tür. Vor Ort unterhält man unter anderem die Mes-Aynak-Kupfermine. Die entsprechenden Konzessionen erhielten bereits im Jahr 2008 zwei staatseigene chinesische Unternehmen – die Jiangxi Copper Company Limited, später MCC-JCL, und die China Metallurgical Group Corporation (MCC). Mes Aynak ist demnach die weltweit zweitgrößte Kupfererz-Mine überhaupt.

Mehr zum Thema - Was denkt Putin über US-Rückzug aus Syrien? "Das sagen sie auch seit 17 Jahren in Afghanistan"

Nicht von ungefähr gehen daher Beobachter davon aus, dass eine stärkere US-Präsenz bei der Gewinnung Seltener Erden in Afghanistan ein Weg für Washington sein könnte, den Einfluss Pekings einzudämmen. Insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass Afghanistan eine Schlüsselrolle in der Belt and Road Initiative Chinas spielt.

Ohne Zweifel spielt eine sich weiter entfaltende afghanisch-chinesische Partnerschaft eine sehr wichtige Rolle und Kabul und Peking werden Interesse daran haben, die Dinge clever anzugehen", heißt es dazu beim The Diplomat.

Ungemach droht dem zunehmend herausgeforderten Hegemon auch seitens Russlands und des Iran, die vor Ort ebenfalls immer weiter an Einfluss gewinnen.

Der Afghanistan-Einsatz des US-Militärs begann im Jahr 2001 mit der Begründung, dass die afghanische Regierung dem Kreis der Attentäter des 11. Septembers Unterschlupf gewährt habe. Derzeit lebt ein Drittel der afghanischen Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze.

Mehr zum Thema - Iran führt Gespräche mit den Taliban, während USA Truppenabzug aus Afghanistan vorbereiten

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.