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Bundestagshack: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Abgeordnete des Bundestages, aber auch Prominente und Youtuber, wurden Opfer einer Hackerattacke. Die Veröffentlichung des Materials zog sich durch den gesamten Dezember, wurde aber erst jetzt entdeckt. Die wichtigsten Informationen sind hier zusammengefasst.
Bundestagshack: Die wichtigsten Fragen und AntwortenQuelle: RT

Was ist passiert und wer ist betroffen?

Über einen Twitteraccount sind seit Dezember ähnlich einem Adventskalender täglich vertrauliche Daten von Personen des öffentlichen Lebens, Moderatoren, aber auch mehr oder weniger bekannte Youtuber, veröffentlicht worden, darunter Jan Böhmermann, Rayk Anders, PietSmiet und MrWissen2Go. Mehr Aufmerksamkeit bekam der Account, als Daten von fast allen Parteien des Bundestages gegen Ende Dezember veröffentlicht wurden. Ausgenommen wurde nach bisherigen Erkenntnissen nur die AfD.

Unter den Daten befinden sich Kontaktadressen von Parlamentariern, aber auch Kontodaten, Bilder und Anschriften von Verwandten, eingescannte Dokumente wie Zeugnisse, Bewerbungen, Briefe, sowie Email-Verkehr, geschäftliche und private Chats und Musikdateien.

Der Twitteraccount wurde mittlerweile von Twitter deaktiviert. Auf Archivseiten ist der Inhalt des Kontos weiterhin einsehbar.

Wer ist für den Hack verantwortlich?

Über die Urheberschaft ist bislang noch sehr wenig bekannt. Das Twitterkonto weist angeblich auf eine Adresse in Hamburg hin. Ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe handelt, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Das breite Spektrum der Geschädigten spricht allerdings weniger für einen zufälligen Leak im Sicherheitsnetz des Bundestages. Ehemalige Mitarbeiter des Bundestages sprachen gegenüber RT Deutsch von einem teilweise sorglosen Umgang mit Daten.

Der renommierte Karlsruher IT-Sicherheitsexperte Christoph Fischer sagte der dpa: "Da hat jemand offenbar mit viel Fleißarbeit versucht, Mail-Accounts zu öffnen." Die erste Vermutung, dass ein zentraler Mail-Server des Bundestages geknackt wurde, habe sich nicht bestätigt. "Im Netz findet man immer mal wieder etwas. Da steckt eindeutig Fleißarbeit hinter." 

Was sagen Betroffene und Experten?

Nach Angaben des CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak können die veröffentlichten Daten der betroffenen CDU-Politiker nicht aus der Parteizentrale stammen. Die CDU habe für ihre Funktions- und Mandatsträger eine Hotline eingerichtet, wo sie sich über den Umfang der über sie veröffentlichen Daten informieren können.

Dieser Vorgang zeige erneut, "dass das Digitalzeitalter politische Parteien vor neue Herausforderungen stellt". "Das gilt insbesondere mit Blick auf die bevorstehenden Wahlen im Jahr 2019." Er sei schockiert über das Ausmaß der gestohlenen und veröffentlichten persönlichen und privaten Daten. "Dies ist ein krimineller Akt."

Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch hat die Veröffentlichung von Daten Hunderter Politiker und Prominenter als "Anschlag auf die Demokratie" verurteilt. Er sei "schwer geschockt", sagte der Chef der Linken am Freitag im Bundestag. "Das ist ein schwerer Anschlag auf die Demokratie in unserem Land. Es ist ein Anschlag auf den sozialen Zusammenhalt in unserem Land." Es solle offensichtlich ein Klima der Angst und Unsicherheit geschaffen werden. Die zuständigen Behörden müssen "in aller Konsequenz" handeln. Mehr als 40 Abgeordnete der Links-Fraktion seien betroffen, außerdem Landtagsabgeordnete und auch Kreisgeschäftsführer.

Grünen-Chef Robert Habeck und der Grünen-Abgeordnete Konstantin von Notz haben wegen der Veröffentlichung von Daten im Internet Strafanzeige gegen Unbekannt erstattet. Die beiden gehören zu den Betroffenen, von denen besonders viele Daten ins Netz gelangt sind. Er habe den Fall am Freitagmorgen angezeigt, sagte von Notz der Deutschen Presse-Agentur. Wie es zu dem Datendiebstahl habe kommen können, sei bisher nicht exakt nachvollziehbar. «Die Daten sind divers, aus unterschiedlichen Zeiträumen. Es ist sehr ärgerlich.» Ein Parteisprecher sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und der dpa, auch Habeck habe Anzeige erstattet.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt warnte vor voreiligen Debatten um die Datensicherheit. "Zur Zeit sind die zuständigen Behörden dabei, das aufzuarbeiten, zu ergründen, um was geht es eigentlich, welche Daten sind betroffen, um welchen Umfang handelt es sich", sagte Dobrindt am Freitag am Rande der CSU-Klausur im oberbayerischen Kloster Seeon.

Erst wenn die Untersuchung abgeschlossen sei, könne man auch beantworten, ob es in Deutschland ein Problem bei der Datensicherheit gibt. Bislang sei noch offen, ob es sich bei den Daten nur um ohnehin leicht zugängliche oder doch um sensible und vertrauliche Daten handle. Die Landesgruppe sei in der vergangenen Nacht über das Datenleck informiert worden.

Nach Ansicht des Chaos Computer Clubs (CCC) ist der Vorfall auch ein Weckruf für jeden einzelnen Computernutzer. "Die Attacke zeigt, was passiert, wenn sich jemand wirklich dahinter klemmt und versucht, systematisch Unsicherheiten und Schlampigkeit auszunutzen, die wir alle im Alltag mit unseren Geräten und Informationen betreiben", sagte CCC-Sprecher Frank Rieger am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

"Es sieht nicht so aus, als wenn es sich um eine Datenquelle handelt, sondern eher um Angriffe auf sehr verschiedene Systeme, wie Facebook oder Outlook-Accounts", so Rieger. "Wie man sieht, sind einzelne Betroffene relativ freigiebig mit ihren Daten umgegangen." Dass einige offensichtlich über mehrere Accounts hinweg angegriffen worden seien, "legt zumindest die Möglichkeit nahe, dass sie für unterschiedliche Systeme dasselbe Passwort verwendet haben".

Mehr zum Thema - Stellungnahme der Linken zum möglichen Hackerangriff auf Bundestagsabgeordnete (Video)

 (dpa/rt deutsch)

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