Deutschland

Jahrbuch Sucht: Die Deutschen trinken und kiffen zu viel

Der Konsum von Tabak, Alkohol und illegalen Drogen ist in Deutschland weit verbreitet. Den größten gesellschaftlichen Schaden richtet der Alkoholkonsum an. Cannabis wird unter den illegalen Drogen am häufigsten konsumiert - mit deutlich weniger Verwerfungen.
Jahrbuch Sucht: Die Deutschen trinken und kiffen zu vielQuelle: AFP

Die Deutschen trinken zu viel Alkohol. Einer Analyse des neuen Jahrbuchs Sucht zufolge konsumiert jeder Bundesbürger über 15 Jahre im Schnitt 10,7 Liter reinen Alkohols im Jahr. Das entspricht einem gefüllten Eimer. "Alkohol ist mit Abstand das massivste Problem", sagte Raphael Gaßmann, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS), am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahrbuchs in Berlin.

Das Jahrbuch Sucht stellt jedes Jahr Statistiken zu legalen und illegalen Drogen in Deutschland zusammen und ergänzt diese mit eigenen Daten zur Suchthilfe. Pro Kopf tranken Erwachsene in Deutschland demnach 2016 im Schnitt rund 134 Liter an Alkoholika - von der Menge her eine gut gefüllte Badewanne. Damit ist der Konsum im Vergleich zum Vorjahr nur minimal gesunken - um 1,25 Prozent.

Konsum auch im internationalen Vergleich hoch

Auch im internationalen Vergleich bleibe Deutschland im Bereich des Alkohols ein Hochkonsumland, sagte Ulrich John, Leiter des Instituts für Sozialmedizin an der Universität Greifswald. Die Folgen sind dramatisch. So kommen laut Jahrbuch in Deutschland pro Jahr rund 10.000 Babys alkoholgeschädigt zur Welt. Etwa 2,65 Millionen Kinder wachsen mit alkoholkranken Eltern auf. Und acht Millionen Angehörige leiden an der Alkoholsucht eines Familienmitglieds mit - zum Beispiel durch Schamgefühle, Zukunftsängste und im Extremfall durch Gewaltausbrüche bis hin zu sexuellem Missbrauch.

DHS-Expertin Christina Rummel beziffert die direkten und indirekten Kosten des Alkoholkonsums für deutsche Kranken- und Rentenversicherungen auf 40 Milliarden Euro pro Jahr. "Dem stehen lediglich 3,1 Milliarden Euro aus Steuern auf Alkohol gegenüber", sagte sie.

Werbeverbot für Alkohol und Tabak?

Gaßmann forderte angesichts all dieser Fakten ein Werbeverbot für Alkohol und Zigaretten sowie eine vereinheitlichte höhere Steuer auf alle Alkoholika, bemessen nach Volumen Alkohol. Darüber hinaus verlangte er, dass alle Alkoholika nur an Erwachsene über 18 Jahre verkauft werden. Dass Jugendliche in Deutschland ab 16 Jahre Wein und Bier kaufen dürften, sei "absurd". Testkäufe hätten bewiesen, dass der Jugendschutz beim Alkoholverkauf bei rund einem Drittel der Fälle (30 Prozent) bereits heute nicht eingehalten werde.

Auch der Konsum anderer legaler und illegaler Drogen ist in Deutschland dem neuen Jahrbuch zufolge hoch. Der Verbrauch von Tabakwaren ist demnach 2017 sogar leicht um rund ein Prozent gestiegen. Die Zunahme ging vor allem auf das Konto von Pfeifentabak. Der Konsum stieg zuletzt um mehr als ein Viertel auf 3.245 Tonnen Pfeifentabak an (28,7 Prozent). Der Verbrauch von Zigaretten und Zigarillos ging dagegen um rund sieben Prozent zurück.

Folgen von Cannabiskonsum relativ harmlos

Bei den illegalen Drogen bleibt Cannabis auf einem Spitzenplatz. Nach den jüngsten Zahlen für 2015 haben rund sieben Prozent der 12- bis 17-jährigen Teenager und sechs Prozent der 18- bis 64-jährigen Erwachsenen in einem Jahr Joints geraucht. Insgesamt sei damit innerhalb der vergangenen 25 Jahre ein zunehmender Trend zu verzeichnen, heißt es im Jahrbuch.

Cannabis sei zwar jene illegale Droge, die am häufigsten konsumiert werde, sagte Gaßmann. Sie verursache aber nicht die meisten Probleme. Die steigende Zahl der Drogentoten - 2016 waren es 1.333 - lege die Vermutung nahe, dass der Gebrauch harter Drogen wie Heroin wieder zunehme. Eine bewährte Erfolgsgeschichte bei Hilfsangeboten seien Drogenkonsumräume mit Beratern, ergänzte er.

Frauen greifen zu Tabletten

Dem neuen Jahrbuch nach sind in Deutschland auch weiterhin 1,2 bis 1,5 Millionen Menschen von Arzneimitteln abhängig - insbesondere von Tranquilizern und Schlafmitteln. Besonders betroffen seien ältere Menschen, vor allem Frauen.

Auch Glücksspiele reizen laut Jahrbuch weiterhin viele Bundesbürger. Rund ein Drittel (37 Prozent) gab 2017 an, innerhalb der vergangenen zwölf Monate gespielt zu haben. Damit habe sich dieser Wert im Vergleich zu früheren Erhebungen stabilisiert. Bei 326.000 Menschen in Deutschland gilt ihr Glücksspielverhalten als problematisch, bei weiteren 180.000 bereits als krankhaft.

(rt deutsch/dpa)

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